Dach der Welt

Den ganzen Morgen schon schaut er immer wieder nach unten zu den Leuten, die aussehen, als hätten sie nichts mit ihm zu tun. Sie bemerken ihn auch nicht, starren auf die grauen Betonplatten des Gehweges. Keiner schaut, keiner wird hinauf schauen. Da die alte Therme nach einem viertel Jahrhundert und drei Jahren den Dienst quittiert hatte, muss eine neue eingebaut werden. Herr Nipp steht folglich auf dem Dach und schiebt von oben ein neues Kunststoffrohr in den Schornstein. Muss sein, hat der Heizungsbauer gesagt. Da Herr Nipp keine Angst vor Höhe oder je nachdem Tiefe hat, war beiden schon vorher klar, dass er diesen Job übernehmen würde. Er fühlt sich ein Stück weit erhaben hier. Wie schnell wie weit weg die Welt sein kann. Da braucht es nur acht oder zehn Meter. Er mag es wirklich, hier oben zu stehen, über seiner Welt, auf dem Dach der Welt.

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