Schreibling

Es hat wirklich lange gedauert mit dieser unbeschreiblichen, ja unerklærlichen Schreibunlust. Damals war das Manuskript,das fast fertig gestellte, an dem er zwei Jahre getüftelt hatte, das Zeit und Nerven gekostet und so ziemlich alles an Hirnschmalz und Emotionen, was er überhaupt in der Lage gewesen war aufzubringen, einfach in die Ecke gepfeffert. Das war ihm alles damals zu viel geworden und was fùr eine Anmaßung, selbst zum Schriftsteller werden zu wollen. Ja, ein Schreiberling wohl, aber doch kein echter Schriftsteller, da ist anderes gefordert. Seiner Meinung nach sind echte Schriftsteller Intellektuelle, sind Künstler und vor allem in allen Bereichen reflektierte Menschen und all dies kann er eben von sich wohl kaum behaupten. Er sieht sich als Menschen mit einem gepflegten halben Halbwissen, das jeden Tag durch eigene Lektüre weiter entwickelt wird, was allerdings mitnichten heißen könnte, dass er wirklich so gebildet sei, um bei eventuellen Interviews den schwierigen Fragen der Journalisten, die das immerhin studiert haben (sollten), auch nur ansatzweise gerecht zu werden. Aber aber. Andererseits, wenn er ehrlich ist, der Text wurde nunmal von ihm verfasst und er weiß, dass er durchaus gute Passagen enthält und beim seitenweisen Vorlesen in privater Runde waren die Reaktionen durchaus positiv. Klar, man weiß ja, dass die besten Freunde nicht unbedingt die besten Kritiker sind, immerhin waren die Kommentare teilweise unerwartet. Jetzt also hat sich Herr Nipp das Manuskript endlich wieder vorgenommen. Er will brutal kürzen, aus den 500 Seiten einen 200 Seiter machen, das sollte reichen und vielleicht, bei Erfolg, kann er ja den Ausschuss für weitere Bücher verwenden. Einen ganzen Tag hat er wieder einmal daran gearbeitet und abends das Machwerk wieder in die letzte Ecke des Rechners geworfen. Nein, das wird nix, denkt er, da müsste echt was passieren.

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