Vergessener

Manchmal, zugegeben, aber wirklich nur sehr selten, überkommt ihn dieses eigenartige Gefùhl, natürlich ist das lächerlich,wenn man bedenkt, wie oft auch unverhofft Menschen, Freunde, Bekannte und Verwandte selten auch ihm Unbekannte, die von ihm Bekannten mitgebracht wurden, vor der Tür stehen, im Garten oder Esszimmer sitzen und dort angeregt Gespräche führen. Selten einmal, dass er den ganzen Tag allein daheim verbringt. Dann hat es meist wichtige Gründe wie Krankheit oder allgemeinen Weltekel, vielleicht gibt es auch eine andere Verstimmung oder Dismotivation, eventuell auch ein bestimmter Jahrestag, den er besser allein begeht, im wahrsten Sinne begeht mit einer langen, anstrengenden und im besten Fall völlig ermüdenden Wanderung. Es gibt aber diese Tage,da überkommt ihn ein ganz gewisser Zweifel, auch wenn gerade Freunde anwesend sind. Dann würde er sich am liebsten eine Decke oder einen groben Kartoffelsack über den Kopf ziehen, so einer, in dem früher der Bauer die Einkellerungskartoffeln zur Banse trug und den er jedesmal wieder mitnahm. An diesen Tagen nämlich denkt Herr Kopp, er sei der Vergessene, jener Abgehängte, mit dem niemand auch nur etwas zu tun haben möchte. Dann ist er für eine gewisse Zeit wieder das Kind, das bei Ankunft am Urlaubsort im Auto vergessen wurde. Immer wieder quält ihn diese Erinnerung, seine erste übrigens. 2 Jahre alt. Dann beginnt er seinen Monolog des Vergessenwerdens, sein Lamento auf die grundlegende Ungerechtigkeit des Seins. Er steht plötzlich auf, trinkt sich versonnen und gleichzeitig mürrisch ein selbst gebrautes Bier, schaut in den Garten und lässt die Gedanken ihre Kreise drehen und da macht es ihm auch nichts, wenn sich die Freunde dazugesellen, freudig ein ebensolches glucksen und angeregt plaudern. Er ist nunmal der ewig Vergessene und daran wird sich nie was ändern.

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