Fernsehen

Eigentlich hat er ja vor einigen Jahren den Fernseer aus seiner Wohnung verbannt, auch weill er selber das Gefühl hatte, süchtig nach den laufenden Bildern zu sein und nicht davon lassen zu können. Früher gab es Nächte, die er vor dem Gerät verbrachte, nicht schlafen könnend, weil alles so anregend oder aufregend war oder er das Gefühl hatte, irgendetwas zu verpassen. Natürlich sind solcherart Gefühle völliger Unsinn, aber ihm gab das Programm eben das Gefühl, er müsse auf jeden Fall hinschauen und unbedingt alles sehen, um die Welt zu verstehen. Die Bilder wollten irgendwann aus seinem Inneren nicht mehr verschwinden, einige brannten sich so tief ein, dass er sogar davon träumte und manchmal kommt es vor, dass sie plötzlich wieder auftauchen aus dem Nichts. Tagsüber zwar eher selten, nachts wohl schon eher, manchmal auch in Träumen. Inzwischen jedenfalls schaut er kein Programm mehr, egal ob öffentlichrechtlich oder privat. Das beruhigt ihn. All die Katastrophen, die er nur noch aus dem Radio erfährt, all die Menschen, deren Namen er gerade mal kennt, können ihm nichts mehr anhaben. Es gibt sicherlich Menschen, die das als Weltflucht sehen, aber auch damit kann Herr Nipp leben. An diesem Abend jedoch sitzt er bei einem Freund und im Hintergrund flimmert ein Flachbildschirm und plötzlich ist Herr Nipp ganz gebannt, er schüttelt sich, steht auf und schaltet das Gerät aus. Ah, welch ein Gefühl, die Befreiung vom Fernsehen ist eine innere Wohltat.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.