Aus der Decke schlagen

Ein Freund hat ihm ein Reh geschenkt, kein lebendes, schon klar. Das junge Tier (Wobei bei Jägern natürlich nur weibliche Hirsche Tiere sind, aber hier soll es nicht um die wunderbar euphemistische Fachsprache der jagenden Zunft gehen, das hatten wir schon.) das hatte irgendwann bei einem Unfall wohl einen Fuß verloren. So ging es wahrscheinlich schon ein Jahr hinkend durch die von Harvestern kahlrasierte Landschaft. Sein Freund, der Jäger, hatte es nun geschossen und da die eigene Kühlkammer voll war, wurde Herr Nipp gefragt, ob er es haben wolle. Die Innereien waren schon entfernt, der Kopf und das Fell noch dran. Eines muss man ja wirklich sagen, Rehe haben einen schönen Körperbau, vor allem aber wirklich schöne Köpfe, was mit den ausdrucksstarken Augen zu tun haben mag. Also war der Körper bei ca. 7 Grad an anderer Stelle gelagert worden. Abends hatte er sich dann mit einem anderen Freund getroffen, das Reh untern dem Balkondach aufgehängt, ihm das Fell über die Ohren gezogen und es zerlegt (Jägersprache: zerwirkt). Alles unter Einhaltung sämtlicher Hygienevorschriften natürlich. Wenn die Räume in denen Tiere verarbeitet werden, nicht zu klein sind, ist die Geruchsbelastung sehr gering. Nach dem Vertüten tranken die beiden dann ein kühles Bier, das musste einfach sein. Sinnierend in den Garten zu blicken ist dann eins, aber zusätzlich ganz trocken zu sagen: „Ein Jäger würde jetzt wahrscheinlich von sich geben, dass wir das Schmalreh recht zügig aus der Decke geschlagen haben.“, das hat schon was. Auch deswegen wusste Herr Nipp, was er an diesem Menschen hat.

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