Warte eben hier

„Warte eben hier!“, hatte sie zu ihm gesagt und Herr Nipp hatte einmal wieder Geduld bewiesen, hatte sich dort trotz der Kälte auf eine Bank gesetzt und gewartet, Er hatte die Leute, die so unterwegs waren, beobachtet, Männer und Frauen und einige Frauen mit Kindern, einige Jugendliche, die hormongesteuert herumtigert auch. Nicht dass hier viele Leute unterwegs waren, aber plätschernd füllt sich eben jeder Trog und nach einiger Zeit hatten sicherlich an die hundert Menschen diesen Platz gequert. In früheren Zeiten, als die Geschäfte noch richtig geöffnet hatten und man sich nicht anmelden musste, waren hier immer einige hundert Leute gleichzeitig gewesen, aber das schien ihm schon lange her, fast unreal. Wie aus einem Traum entnommen oder einer Erzählung, die nicht nachzuprüfen war. Im Hintergrund konnte er die Musik von Lana Delray hören, wenn die Sängerin mit der traurigen Stimme wirklich so hieß, danach ein faszinierender Song von TKay. Egal, er wartete und musste sich plötzlich daran erinnern, dass ihm etwas ähnliches vor vielen Jahren schon einmal passiert war. Seine Mutter hatte ihn darum gebeten zu warten. Damals war es ihr wahrscheinlich etwas peinlich gewesen, ihn mit in ein Unterwäschegeschäft zu nehmen, auch wenn ihr sonst so gar nichts peinlich war. Damals hatte er ganz brav gewartet und irgendwann war ihm eine Katze über den Weg gelaufen und da hatte er alles vergessen. Als er Stunden später zu Hause auftauchte setzte es was. Kein Spaß.
Dieses Mal hat seine Bekannte ihn vergessen, na, spätestens abends wird er das merken.

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