Walnussbäumchen

Er hat auf der Fensterbank nach Süden hin einige Töpfe aufgestellt, im Winter haben einige Blumen darin geblüht, die ihn an den Sommer erinnern sollten, an die drei Beete im Mittelpunkt seiner Wiese, in denen sich viele verschiedene Blumen mit dem Blühen abwechseln. Ist die eine Art verblüht, übernimmt die nächste das Geschäft der Hummel- und Bienenversorgung. Vor einigen Wochen aber sind die Blumen plötzlich abgestorben, er wusste zunächst nicht warum und dann zeigte sich ebenso plötzlich ein Stiel, der aussah wie eine Eins. Der Kopf war genauso geknickt, ein weiterer und inzwischen genau dreizehn davon haben inzwischen das Licht der Welt erblickt. Die ersten haben ihre Blätter breit ausgefaltet, wie Schmetterlinge ihre Flügel. Er hatte im Herbst und Winter einige Walnüsse in die Töpfe gesteckt. Wer weiß schon, ob die aufgehen. Das Lehrbuch meint ja, die Nüsse müssten einige Tage im Frost gelegen haben, damit es funktioniert. Herr Nipp hat seine Nüsse vom eigenen Baum allerdings nicht im Gefrierfach gelagert. Wozu auch, man muss schließlich auch mal neue Verfahren ausprobieren. Die Bäumchen jedenfalls sind da und sehen verdammt gesund aus. Es hat sich gezeigt, dass sie dafür gesorgt haben, dass die anderen Pflanzen sterben. Ok, damit kann er leben, das stand auch im Lehrbuch. Er wird also im Sommer dreizehn Bäumchen, vielleicht auch mehr, wenn sich noch einige zeigen, haben, die in eigene Töpfe gepflanzt werden oder in ein Beet im Garten und nächstes Jahr, wenn sie überlebt haben und die Stämmchen dick genug sind, wird er mit einem Freund versuchen, sie mit einer uralten Kulturnuss zu veredeln. Wer weiß, vielleicht klappt das ja auch mit neuen Verfahren, die sie selber entwickeln werden. Und wenn nicht, dann vielleicht im darauffolgenden Jahr.

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