Seit einiger Zeit verzichtet Herr Nipp auf Milch. Kaffee trinkt er wieder schwarz wie früher einmal, als er noch ins Jugendbegegnungszentrum neben der alten Schule ging. Dort hatte er einmal flockende Milch bekommen und seitdem war er vorsichtig geworden. Wenn er also dort rauchen wollte (Man kann es sich gar nicht vorstellen, aber das war damals in Jugendzentren noch tatsächlich erlaubt.), Kaffee trank und ein zwei Partien Backgammon, meist gegen seine beste Freundin, gegen die er eigentlich immer verlor, oder Billard spielte (Worin er auch nicht besonders gut war.), trank der den Pott Kaffee für 60 Pfennige (vielleicht war es auch schon eine Mark irgendwann) schwarz. Er sagte damals dann immer: „Schwarz wie die Seele“. Das war durchaus ernst gemeint. Seit einiger Zeit also hat er sich diesen alten Brauch wieder angeeignet, vor allem, um nicht mehr so viel von diesem Bittergebräu zu trinken, aber auch, weil er es nicht so toll findet, dass die Milch viel zu billig ist, aber auch aus Mitgefühl zu allen Lactoseintolleranten, die er persönlich kennt. Letztlich egal warum, für sein morgendliches Müsli hat er Hafermilch entdeckt, die nicht mehr Hafermilch genannt werden darf, weil es ja schließlich keine Milch ist, die stammt schließlich von Kühen und nicht vom Hafer. Auch wenn es sicherlich Kühe gibt, denen Hafer beigefügter wird, deren Milch also auch Hafermilch genannt werden könnte. Er hat also das Hafergetränk für sich entdeckt, welches in vielen Supermärkten inzwischen neben Sojadrink und Haselnusstrunk und Mandelgetränk angeboten wird, beachtlicherweise etwas teurer als echte Milch, obwohl die Produktion viel günstiger ist. Aber über den Wahnsinn der Lebensmittelproduktion und -bepreisung macht er sich schon lange keine Gedanken mehr. (Macht er schon, aber der Erzähler, der die Figur durch die Geschichten führt, versteht davon zu wenig, als dass er das hier in irgendeiner Weise ausführen könnte oder möchte. Und seien wir einmal ehrlich, der Erzähler hat immerhin noch etwas mehr Ahnung als der Autor, aber das zu verstehen, ist auch für den an dieser Stelle eingesetzten Kommentator zu schwierig.)
Herr Nipp braucht also dieses Hafergetränk jeden Morgen für sein Obstmüsli, damit er mit gutem Gefühl in den schweren Arbeitstag gehen kann. Nur an diesem Morgen muss er feststellen, dass der Kühlschrank leer ist. Der oder das dort abgestellte Tetrapack enthält nichts als Luft und einige Tropfen Restmilch. Er kann nur vermuten, wer diesen Zustand so hinterlassen hat, aber das nutzt schließlich auch nicht viel. Also nimmt er den Tipp eines Sohnes auf und stellt sich eigene Hafermilch her. Haferflocken wässern, mit etwas Öl und Sojalecitin mischen und voila, schon ist der gewünschte Trunk fertig. Gut, Sojalecitin hat er nicht, dann ist auch das Öl überflüssig, denn es würde sich nicht mischen lassen. Vielleicht reicht es ja auch aus, wenn man die Haferflocken wässert, gut umrührt und das Ganze durch ein Sieb abseiht. Das Ergebnis ist optisch tatsächlich umwerfend der Milch ähnlich und schmeckt…mehlig. Etwas Zucker dazu…immer noch mehlig.
Aber wenn man nicht anderes hat, dann geht es wirklich. Und während Herr Nipp sein Müsli mit selbst gemachter Hafermilch genießt, denkt er doch bei einigen gelöffelten Löffeln an die gute alte Bio-Weidevollmilch zurück.
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