Krank sein

„Was war los mit dir? Warst du krank?“ „Nein, wieso?“ „Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“ „Aha?“ „Es gab seit Tagen nichts mehr von dir, keine Nachricht, kein Anruf, rein gar nichts.“ „Stimmt.“ „Was ist denn? Bist du verstimmt oder brütest du eine Depression aus?“ „Nein.“ „Aber dass du dich so gar nicht meldest…“ „Ja.“ „Habe ich irgendwas falsch gemacht oder bist du irgendwie sauer auf mich?“ „Nein.“ „Du bist ja seltsam drauf. Du müsstest doch wissen, dass ich darauf warte.“ „Ich hatte keine Lust, mich zu melden. So einfach ist das.“ „Aber das geht doch nicht. Ich habe mir unendliche Sorgen gemacht.“ „Erstens könntest auch du dich ja mal melden, wenn es dir wirklich so wichtig ist. Zweitens gab es einfach nichts zu erzählen. Drittens hatte ich genug zu tun und viertens wusste ich ja, dass wir uns heute treffen. Nein, ich bin nicht krank, ich glaube vielmehr, dass es beizeiten einfach gut tut, vom Anderen mal ein paar Tage lang nichts zu hören, damit man sich darauf freuen kann, ihn oder sie wiederzusehen.“ Herr Nipp schenkt sich eine Tasse Kaffee ein und dem Gegenüber auch. Der sitzt da, die Arme verschränkt, und schmollt. Wie ein kleiner Junge, dem im Sandkasten das Schüppchen geklaut worden ist.

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