Pfennigfuchser

Jeder weiß, dass der Pfennig lange ausgedient hat. Seit gut zwanzig Jahren wird er nicht mehr gebraucht, weil er ersetzt wurde durch eine Währungseinheit, die einfach anzeigt, dass sie ein Hundertstel der Einheit ist, die sich auf einen bestimmten örtlichen Bereich bezieht. Mit anderen Worten: Der Cent ist ein Hundertstel des Euro. Die ersten Jahre hat Herr Nipp immer noch heimlich umgerechnet und musste ganz schnell feststellen, dass trotz aller offizieller Behauptungen die neue Währung schnell nicht mehr doppelt so viel wert war. Die heftigste Inflation ergab sich auf dem Immobiliensektor. Was vor 1999 noch 100000 Mark wert war, kostet heute 300000 Euro, also das Sechsfache. Wenn er daran denkt, hat er manchmal schon seltsame Gedanken, andererseits weiß er eben auch, dass die Wirtschaft letztlich von der neuen Währung unglaublich profitiert hat. Aber manchmal denkt er an die alte Währung ganz gerne zurück. Etwa gestern, als er im Keller ein kleines Marmeladenglas entdeckte, in das der Vater wahrscheinlich irgendwann einmal einige Pfennigstücke gelegt hatte. Daran zum Beipiel, wie er als Kind von der Großtante, die oben im Haus ein Zimmer ihr eigen nannte, manchmal zehn Pfennige geschenkt bekommen hat. Er war ein echter Pfennigfuchser, der um den Wert des Geldes wusste. Er hatte eine klare Devise: Taschengeld wird konsequent angelegt. In Salinos natürlich. Einzigartige Geschmacksexplosionen in Lakritz. Fünf Pfennige das Stück.

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