Dacheislawine

Herr Nipp sitzt im Auto und wartet. Er muss lange warten, weil die Menschen, die er abholen soll, offenbar noch Probleme mit dem Bezahlen haben. Nicht weil sie nicht wollen, sondern weil sie nicht können. In dieser angedachten neuen Epoche des bargeldfreien Zahlungsverkehrs stehen die Leitungen offenbar nicht so wie sie sollten. Vielleicht liegt es ja am Wetter oder weil mal wieder die Infrastruktur hinterher hinkt. Wir leben schließlich nicht in Eestland, das und meilenweit voraus ist. die Realität Deutschlands ist folgende: Wo keine Glasfasern verlegt sind, kommt so schnell nichts an. So wartet man denn darauf, dass all die Daten, Nullen und Einsen, Zahlen durch veraltete Kupferkabel geschickt werden oder zum nächsten Sendemast, der mit absoluter Sicherheit eben nicht in der Nähe steht. Warten wird zu einem neuen gesellschaftlichen Wert. Aber darüber macht sich Herr Nipp natürlich keine Gedanken, auch nicht darüber, welche Folgen der bargeldfreie Zahlungsverkehr hat, von wegen gläserner Verbraucher und Unübersichtlichkeit des derzeitigen Guthabens und alles, was damit noch zusammenhängt. Wir wissen ja, wie oberflächlich Herr Nipp ist. Er starrt einfach auf die vereiste Straße und bewundert die sämtlichen Spiegelungen, die sich in den Pfützen der abschmelzenden Schneemassen zeigen, fast meditativ. Aus diesem Sinnieren wird er jäh gerissen, als eine Dacheislawine auf seinem Autodach landet, geräuschvoll bis hin zum Donner. Völlig erschrocken wird er aus seinen seinen Tagträumen gerissen. Später am Tag wird er bemerken, dass der Schnee, den er glücklicherweise nicht vom Autodach geschoben hatte, Beulen und Dellen verhindert hat.

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