Container

Wenn da in seiner Straßenanlage also ein Container herumsteht, kann Herr Nipp doch nicht völlig unbeteiligt sein. Natürlich wird er einen interessierten Blick darauf werfen. Natürlich wird er, wenn es sich vermeintlich lohnen könnte, auch genauer hinschauen. NATÜRLICH WIRD ER AUCH FRAGEN, OB ER WAS HABEN KANN, WENN ER MEINT, ES LOHNT SICH. Er glaubt immer noch daran, irgendwann mal wieder einen kleinen Schatz zu finden. Wie damals, als er nach Hause kam und aus einem Mülleimer ein alter Bilderrahmen schaute, zerborsten, klar, aber die noch darin steckende Grafik war von einem berühmten Künstler und brachte auf einer Auktion immerhin ein paar hundert Mark. Oder dieses kitschige Service, das jemand auf dem Glascontainer abgestellt hatte und dass sich als Meissener Porzellan erwies. Er hatte auch mal in einem Container Druckplatten gefunden, die dann für einige Monate die Grundlage eines einträglichen Trödelmarktstandes wurden. An diesem Tag läuft er auf dem Weg in die Stadt an zwei solcher Abfallgroßbehälter vorbei, beide grün. Im ersten sind ausschließlich blaue und durchsichtige Säcke mit Windeln zu sehen. In großem Bogen wechselt Herr Nipp die Straßenseite ob des erwarteten Geruchs. Der Zweite ist interessanter. Neben Kleinmöbeln und Plakatrollen sieht er Schachteln und allerhand anderen Kram. Einer der Männer, die das Stahlgefäß beladen, spricht ihn an. „Ja, das ist schon der zweite heute. Wir entrümpeln den Keller. Vielleicht das Beste an diesem Lock-Down.“ „Ach hallo, wie geht es? Wo habt ihr denn die Schätze hier verstaut?“ „Also im unteren Drittel findest du das Gold, das haben wir unter den antiken Uhren im mittleren Drittel versteckt.“ Der Mann wirft die nächste Kiste mit Krempel hinein, lacht herzlich und geht. Da brauche ich gar nicht zu gucken, denkt Herr Nipp. Die wissen hier genau, was sie tun.

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