Flaschenpfand

Auf dem Tisch stehen fast unüberschaubar viele Flaschen, die meisten leer. Das ist zuviel für ihn, Herr Nipp schnappt sich eine Kiste und sucht alle Pfandflaschen heraus. Immerhin rund 10 Stück. Das ist kein schlechter Wert, wenn man bedenkt, dass er selbst meistens Säfte trinkt. Das Chaos kann man sich vielleicht vorstellen. Die restlichen Behältnisse lässt er im gelben Sack verschwinden, den er danach auf die Terrasse deponiert. Den restlichen Müll lässt er im Abfalleimer verschwinden. Nein, er sollte einfach nicht anfangen, bei anderen Leuten aufzuräumen. Vor allem dann nicht, wenn es deren Arbeitsraum ist. Aber es hilft alles nichts, vorübergehend wird er hier arbeiten müssen, da bleibt ihm nichts anderes übrig. Auch wenn er selber von Zeit zu Zeit Anflüge des Chaotischen hat, eins kann er gar nicht leiden, nämlich dass Müll, und Flaschen sind ja nichts anderes letztlich, irgendwo liegen gelassen wird. Eine gewisse Struktur braucht er einfach und es ist nicht gut, wenn der eigene, wenn auch vorübergehende Tisch vollgesetllt ist mit Dingen, die bei der Arbeit stören. Die Pfandflaschen will er nach der Arbeit einwechseln, stellt die Tasche vor die Tür und ist ganz zufrieden, dass er endlich wieder einen sicheren Ort hat, wo er in aller Ruhe seine Sache machen kann. (Nein, lieber Leser, an dieser Stelle wird nicht verraten, was Herr Nipp denn nun eigentlich macht. Das ginge viel zu weit. Und wer die letzten zehn Jahre aufgepasst hat, der weiß es schließlich sehr genau. Die Arbeit von ihm zu verraten wäre ja das Gleiche, als wüsste jemand den Namen von Doctor Who – und den weiß wahrscheinlich nur River Song – sie ist ja schließlich mit ihm verheiratet.) Gegen zehn Uhr kommt der eigentlich Besitzer dieser Örtlichkeit herein, mit feistem Grinsen. „Na, schon eingelebt?“ „Eher aufgeräumt und geputzt. Das sah ja hier aus wie Kraut und Rüben.“ „Ach mach dir nichts draus, das macht bormalerweise die Putzfrau – hm – wenn ich es mir genau überlege, ist es ein Putzmann. Aber kommt auf das Selbe heraus.“ „Kennst du denn den Vornamen?“ Der Tag geht weiter, gegen sechs Uhr verlässt Herr Nipp den Raum, geht nach Hause. Er hat alles geschafft, was er sich vorgenommen hatte. Als er am nächsten Morgen wiederkommt, sieht alles fast genauso schlimm aus. Wieder verbringt er die erste halbe Stunde mit Aufräumen. Drei Tage geht es so. Am vierten Tag kommt der Putzmann herein und fragt, was das denn soll, ob der Besitzer eine neue Putzkraft eingestellt habe, er sei doch drei Tage bei seiner Mutter gewesen, das sei doch abgesprochen gewesen. Herr Nipp ist verblüfft, besonders aber, als der Besitzer hereinkommt, ein breites Grinsen auf den Lippen, und ihm mitteilt, dass es die letzten drei Tage schön gewesen sei, morgens in ein sauberes Büro zu kommen, aber das habe nun mit dem neuen Arbeitsplatz ein Ende. Jetzt sei der Dieter ja wieder da. Endlich. Der Neue, (Wie heißt er noch mal?) könne sich gerne noch die drei Tüten mit Pfandflaschen mitnehmen und, ach ja, Herr Nipp solle sich nun flott einen neuen Arbeitsplatz suchen und andere Menschen mit seinem Sauberkeitsfimmel nerven. „Und Tschüss!“

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