Moosnester

In seinem Garten hat der Protagonist dieser Geschichten keinen Rasen, sondern etwas zwischen Wiese und Trockenwiese. Rasen kann das nicht im Entferntesten genannt werden. Aber dafür kommt er ohne jegliches Sprengen und Düngen aus. An einer Stelle finden sich besonders viele Moospflanzen, an einer anderen eine Anhäufung von Lichtnelken. In der Mitte hatte er drei Wiesenstücke angelegt, die sich durch stetes Blühen seit dem Frühjahr auszeichnen, das gibt immer wieder Anlass zum Spott seiner Verwandtschaft. Aber wir wissen ja, dass dieser Spott nicht ernst gemeint ist. Eigentlich finden das dann dann auch alle irgendwie wieder schön. Wer hat schon ein lebendiges Triptychon? Unter dem großen Walnussbaum ist die Grasnarbe mithilfe vieler Blumen geschlossen, entgegen aller Voraussage. Überall gibt es Kleinigkeiten zu entdecken, wenn der Besucher sich darauf einlassen will und kann. Wir wissen ja, dass nur 10 % dessen, was wir sehen, von den Augen wahrgenommen wird, alles andere, was wir sehen, gibt das Hintergrundwissen unseres Hirns dazu. Jeden Morgen, wenn es im Sommer wenigstens noch frisch ist, geht er eine Runde dort. Nein, das ist kein Park, es bleibt ein kleiner Garten, der aber durchaus seine spannenden Ecken hat. Andere würden sagen, ein Gärtlein. Diesen Morgen hat Herr Nipp etwas Neues entdeckt. An drei drei Stellen findet er Nester aus Moos. Da hat ein Tier doch tatsächlich Moos ausgerupft und fein säuberlich zu einem adretten Häuflein geschichtet. Welcher Gast des Gartens mag das wohl sein? Vorsichtig nimmt er einige Moosflocken weg und siehe da, jetzt wird ihm klar, wer da zu Besuch war. Die schwarze Katze von gegenüber hat sich mit diesem Kunstwerk verewigt. In der Mitte liegt eine weitere Anhäufung.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.