Die Tasche

Sie war ihm geschenkt worden. Einfach so. Mit einem freundlichen Gesicht in die Hand gedrückt. Mit leuchtenden Augen. Ein Stück weit generös. Handgemacht, nicht die Tasche an sich, sondern das Bild darauf. Zwei Hände mit einer Pflanze in ihrer Mitte. Hände, die die Pflanze schützen und leicht anheben, wie zum Gebet. Darüber der Spruch „Lehrer pflanzen Samen des Wissens“.
Das hatte ihn umgehauen. So ein einfacher Text, wenige Wörter und doch in der Lage, sein Denken über Lehrer völlig umzukrempeln. Ja, stimmt. Lehrer setzen keine Bäume, auch keine Wälder, das wäre zu viel für das Kind, das empfindliche und empfindsame Wesen und das wissen sie. Aber die Grundlage schaffen sie, der Boden wird urbar gemacht und besäht. Genau dafür. Damit das beschulte Wesen und später der Mensch, der das Schülersein offensichtlich längst hinter sich gelassen und aufgegeben hat, irgendwann in der Lage ist, Profit aus diesem entstandenen Wald zu ziehen. Verknüpfungen erkennt und später eben ein kleines Stückchen dankbar ist. Für diese Samen, die lange schlummerten, die er längst vergessen hatte zu gießen und die trotzdem gewachsen sind. Ganz unbemerkt und mächtig.
Mit dieser Tasche geht er gerne einkaufen, auch wenn er selbst kein Lehrer ist.

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