Himmelblau

Die Fenster stehen auf Kipp. Die Augen sind seit geraumer Zeit geöffnet. So liegt er im Bett, das Morgengezwitscher ist längst abgeebbt. Nur die Spatzen von gegenüber, zuweilen eine gurrende Taube und natürlich die unermüdliche Amsel lassen noch etwas von sich hören. Auch die große Blüte der Rose vor seinem Fenster ist schon vorüber. In den nächsten Tagen wird er sie schneiden müssen, dann blüht sie vielleicht noch einmal in einigen Wochen. Der Sommer ist da. Er schaut in den Himmel, keine Wolke zu sehen, auch kein Kondensstreifen von Flugzeugen. Kaum ein Flieger ist noch unterwegs. Kein Auto macht sich diesen Morgen auf den Weg. Kein Fußgänger ist bisher zu hören. Er mag diese Zeit kurz vor sechs morgens. Niemand stört ihn in seinen Gedanken und Erinnerungen. Bald wird sein Wecker klingeln. Solange kann er noch liegen und über alles nachdenken. Was heute zu tun ist natürlich, was gestern gut geklappt, was nicht. Wichtiger ist es, über das Gelungene nachzudenken, aber er bleibt meist an dem hängen, was nicht so sehr toll war. Das macht wohl die Erziehung. Er kann sich dem einfach nicht erwehren. Kurz schließt er die Augen, nur kurz und wird eine halbe Stunde später vom Wecker geweckt. Er schaut Heraus, der Himmel ist blau, die Fenster stehen auf Kipp. So liegt er im Bett, das Morgengezwitscher ist längst abgeebbt. Nur die Spatzen von gegenüber, zuweilen eine gurrende Taube und natürlich die unermüdliche Amsel lassen etwas von sich hören. Am Himmel keine Wolke zu sehen.

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