Deine Geschichten

Zugegeben, in dieser Zeit geht er nicht ganz so gerne in die Stadt, nur wenn er wirklich etwas braucht oder eben wenn es günstiger ist als außen herum zu fahren. Zu viel Gedränge, zu viele Menschen und viel zu viele unmaskierte „istschonnichtsoschlimms“. Normalerweise geht er in die andere Richtung, in den Wald möglichst, aber das weißt du ja sicherlich schon, ist ja nicht die erste Geschichte, die du liest. Da es ja nur dich gibt, der hier reinschaut, weißt du sicher alles über Herrn Nipp. Und tatsächlich geht es ja auch heute um dich ganz persönlich.
Gestern jedenfalls musste er in die Stadt und da ist er dir über den Weg gelaufen. Nein, er hatte durchaus das Gefühl, du hättest ihm aufgelauert. Zufälligerweise weiß ich , dass es ein Stück weit auch so ist. Wer Langeweile hat, der sucht sich eine Bschäftigung. Das ist ja das Schöne, der Erzähler kann das wissen, weil er sich zuweilen herausnimmt in seine Figur hinein zu sehen. Alles wird ja auch nicht ausgeplaudert, aber manchmal ist die neutrale Rolle einfach nicht angebracht. „Das ist ja schön, Sie endlich mal wieder zu sehen. Ich bin ja so froh, dass ihr Blog immer noch existiert.“ Überschlagende Stimme. Lieber Leser, du solltest wissen, dass Herr Nipp es etwas nüchterner mag. Kein Getue, keine Übertriebenheiten, nichts Gestelztes. Er mag es ehrlich und beiläufig. „Und so tolle Geschichten, da kann man gar nicht aufhören. Wann erscheint endlich wieder mal ein Buch?“ „Ein Buch?“ „Ja, so wie damals eben.“ An dieser Stelle, lieber Leser, wäre ich fast sauer geworden. Mal ehrlich, woher soll denn Herr Nipp wissen, dass er lediglich eine Figur ist, die in Blogs und Büchern herumläuft. Stell dir mal vor, ich würde dir jetzt und hier sagen „Hallo Leser, du bist ein toller Hecht, denn ich weiß alles über dich. Ich habe dich erfunden und daher bist du nur eine literarische Figur, nicht einmal eine Matrix!“ Du würdest doch ausrasten. Wer will schon eine Figur sein. „Ihr seid doch alle Individuen.“ heißt es schon bei Brian – oder so ähnlich. Und alle antworten „Ja!“. Nur einer nicht. der sagt „Ich nicht“. So geht es uns eben, die wir hier verfasst werden. Wir scheinen Individuen und sind doch nur erdacht. Also sind Herr Nipps Geschichten letztlich sogar deine Geschichten, denn du bist nur die Fiktion der Buchstaben am anderen Ende der Geschichten, nicht erwähnt und doch implizit immer da. Man man man. Damit hast du nicht gerechnet. Ich weiß wenigstens, dass ich nur Pulp Fiction bin. Das ist mein Vorteil. Jetzt ist mir die Geschichte zwar völlig aus dem Ruder gelaufen, aber das macht jetzt auch nichts mehr. Offenbar wollte das der Autor so, leider kann ich gerade in den nicht hereinschauen oder hineinführen.

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