Klar ist in der Philosophie, dass unsere Wahrnehmung meistens nicht der Realität entspricht, da wir nur gefiltert wahrnehmen können. Ja, klar ist in der Philosphie wie der Physik, dass die Realität auf keinen Fall unserer Wahrnehmung entspricht, da uns die Verhältnismäßigkeiten nicht völlig bewusst sein können. Es kann auch nicht funktionieren, weil wir Menschen die blöde Angewohnheit haben, alles, aber auch wirklich alles, auf irgendeine Art zu werten und zu beurteilen. Und selbst wenn alle diese Wesenheiten der Wahrnehmung und die Wahrnehmungsverarbeitung uns bewusst sein sollten, wir sie nicht auf die erlebte Realität ohne Verzerrungen anwenden werden. Klar ist auch, dass unsere Wahrnehmung eingeschränkt ist durch die Einschränkung der grundlegenden Wahrnehmungsmöglichkeiten und die Perspektive. Beides führt ja letztlich zu Verzerrungen. Sehen zwei Forscher auf die Milchstraße, kann der eine den Spiralnebel sehen, der andere wird nur eine milchige Linie aus Milliarden Sternen erkennen. Welche Form hat also die Galaxie, wenn ein dritter Forscher sich inmitten des Sternenhaufens befindet oder gar in dem schwarzen Loch, um das herum sich alles bewegt? Wer auf die Wasseroberfläche schaut, sieht eine andere Realität als der Taucher, der sie von unten betrachtet. Es ist ein Unterschied, ob da positive oder negative Wellen sind. Und was ist denn nun positiv? Schon allein die Definition verändert doch schließlich die Realität. Ja, sogar die semantische Füllung eines Wortes verändert unsere Wahrnehmung oder zumindest die Beurteilung der Beobachtungsergebnisse. Ist ein Wort positiv konnotiert, kann ich alles ganz anders erleben als wenn es negative Bedeutung hat. Herr Nipp hat damals als frecher Bengel noch eine Ohrfeige bekommen, weil er in aller Öffentlichkeit ein Ereignis als „geil“ kommentiert hat. Der Täter konnte dieses Wort nicht als extreme Form von „toll“ wertschätzen, sondern sah es als Beleidigung an, dass etwas, was auch immer, als sexuell erregend tituliert wurde.
Herr Nipp weiß dies alles und trotzdem überkommt es ihn, dass er das Gefühl hat, so einfach könne man es sich nicht machen, schließlich wisse er doch ziemlich genau, was er sieht, was er hört, was er fühlt, riecht, schmeckt, wie er die Position des Körpers im Raum wahrnimmt. Selbst wenn einer seiner Sinne ausgeschaltet würde, denkt er, könne dies doch wirklich nichts daran ändern. Er nimmt einen Stein vom Boden auf und betrachtet ihn von allen Seiten, untersucht ihn auf Struktur und Beschaffenheit. Wie schwer, hart, spröde, welche Temperatur? Ist er nass oder trocken? Er führt den Stein sogar zum Mund und schmeckt ihn, befragt. Das ist real, das ist wissenschaftlich korrekt, vielleicht sollte er auch noch die physikalische Struktur und die chemische Zusammensetzung überprüfen. Aber das wird seine Erkenntnis auch nicht wesentlich verändern, denkt er. Er wirft den Stein ein Stück weg, beobachtet die Flugbahn, hört den Klang des aufschlagenden Objektes, sieht ihn einige Meter weiter kullern. Er läuft hinterher und hebt ihn ein zweites Mal auf. Irgendwer tippt ihm energisch auf die Schulter. Die zwanzig Minuten sind vorbei. Er nimmt die Maske ab, zieht Handschuhe und den Anzug aus, steigt von der Liege und sieht die Halle mit hunderten von Beobachtern vor sich. Das also kann man sich unter einem heutigen Holodeck vorstellen, denkt er, das er doch schon so oft bei Startreck bewundert hatte.
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