Pausensnack

Schmausend stand das versammelte Kollegium in der Pause um den liebevoll bestückten Tisch. Dort lagen einige Hartbrote mit und ohne Cerealien, mit Schinkenstückchen oder auch schwarzen Bröckchen, die sich klar als Oliven erwiesen. Daneben standen einige unbeschriftete Gefäße mit köstlich duftender Pastete. Ein Lehrer hatte aus der Küche einige Teller und das wichtige Messer besorgt, das Brot gebrochen, die Gefäße geöffnet, sich von beidem  reichlich genommen und war zu seinem Platz gegangen. Es stellte sich gar nicht ernsthaft die Frage, wer der noble Spender sei, alle anderen Kollegen griffen auch zu. Bestätigten sich gegenseitig den hervorragenden Geschmack, diese besondere Note. Das musste wohl schon ein runder Geburtstag sein. Es fehlte eigentlich nur das geeignete Getränk, vielleicht Sekt mit Orangensaft. Eventuell noch ein Nachtisch mit frischen Erdbeeren. Aber hier hatte der werte Spender wohl nicht zu Ende gedacht. Es konnte sich also nur um einen der Jüngeren handeln. Vielleicht eine Beförderung? Die Fragen und Gerüchte machten ihre Runde, niemand fand die richtige Antwort und der Chef schwieg sich vielsagend grinsend aus.

Über dreißig wohlig schmatzende Lehrer, zwei hurtig hinzu gekommene Sekretärinnen. Ein visuell-akustisches Bild mit besonderer olfaktorischer Note, das man nicht vergisst, wenn man es einmal erlebt hat. In solchen Situationen konnten die Schüler an die Lehrerzimmertür klopfen wie sie wollten. Da sperrte man die Ohren Richtung Serviceleistung zu, schließlich wusste jeder einzelne, dass das Festmahl nur zu schnell zu Ende sein konnte. Zwanzig Minuten Zeit, auch die materiellen Ressourcen waren beschränkt. Man hatte schließlich Hunger. Und in solchen Situationen ist sich jeder selbst der nächste. Großzügig gab man wohl dem Nachbarn etwas vom Brot ab, doch die Pastete schmierte man sich fast gleichzeitig fingerdick auf die eigenen ergatterten Stücke. Gegen Ende der Pause sah die angerichtete Tafel schon  gerupft aus, nur noch spärliche Reste waren zu finden. Einige Kollegen hatten noch Pastetenreste gleichmäßig auf der Krawatte und um den Mund verteilt, einige Teller wiesen noch Krümelpuren auf, die allerdings zufrieden lächelnd säuberlich mit dem feuchten Finger zu Mund geführt wurden.

Als Herr Nipp vom dringenden Gespräch mit dem Hausmeister ins Lehrerzimmer  zurück kam, musste er feststellen, dass irgendwer die selbst gemachten Hundekuchen und die neuen Katzenfuttervarianten, welche kurz dort abgestellt waren, unauffindbar weggeräumt hatte. All die Mühe umsonst. Ärgerlich vor allem, wissend, wie es riecht, wenn man aus leicht angegammelten Schlachtabfällen, die sich in den Restecontainern des Schlachthofes finden, für die Haustiere kocht.

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