Milchshake, kein Fruchtmatsch mit vergammelten Drüsensekreten

Was da alles noch in der Küche herumliegt, denkt sich Herr Nipp, das müsste doch gar nicht sein, dass mir alles das schlecht wird. Aber so richtig Lust in einen Apfel zu beißen, hat er auch nicht, kann man auch anderen Leuten nicht zumuten. Also achtelt er ihn, entfernt das Kerngehäuse und zerkleinert das entstehende Häuflein zu kleinen Würfeln, alles in die rote Rührschüssel, die immer im Eckdrehschrank steht. Auch die halb verspeiste Papaya, zwei Apfelsinen und eine Banane werden in kleinste Stückchen atomisiert. Könnte eigentlich ein guter Salat werden, Saft drüber und frisch geriebene Vanilleschoten aus der Mühle. Verfeinert wird alles mit leckerem Waldhonig, den er kürzlich noch beim Imker persönlich erworben hat. In solchen Situationen denkt natürlich niemand darüber nach, was das eigentlich ist. Wird doch Waldhonig aus dem Ausscheidungssekret der Blattläuse, welches zum Anlocken der Ameisen auf den Blättern landet, von Bienen gewonnen, die die Suppe im Bienenstock auskotzen. Der Genießer würde solche Begriffe allerdings nicht gebrauchen, man kann sich schließlich alles schön reden. Da heißt es dann lapidar auf den Verpackungen in Groß- und Discountmärkten: „Von fleißigen Bienen in den naturbelassenen Wäldern unserer Heimat gesammelt.“ Hört sich auch besser an. Genauso würde niemand über zerquetschte Schildläuse in Rindertalg sprechen, sondern dies ist besser als „Lippenstift mit sinnlicher roter Note“ zu verkaufen. Aber genug davon, der Mensch redet sich alle Dinge, die er mag, gerne angenehm, zur Not trinkt er sich diese auch schön.

Das erste Kosten seines Salates erfüllt ihn nicht gerade mit großer Freude, die Papaya kann geschmacklich einfach nicht so überzeugen, wie er sich das gewünscht hätte. Sie ist nicht reif genug. Hat eine leicht bittere Note, die im Hintergrund mitschwingt. Also gibt er Joghurt dazu und etwas Milch. Der Zauberstab püriert alles in schnellen Umdrehungen zu einem zartlachsrosafarbenen Brei. Lecker. Das ist echter Milchshake, wie er ihn schätzt, niemand würde schließlich von zermatschten Obstresten mit verdorbenen Drüsensekreten von Kühen sprechen.  Ja, den kann er auch seinen Gästen anbieten, die gerade unerwartet zu Besuch hereinkommen.

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