Gezeitengespräch XIX

Zeitfern: Traumbilder. Ich höre gerade, jetzt, Rolling Stones, The Devil usw. Huh huh, faszinierend, das Gefühl dieser Musik. Das Böse stellt sich ein. Mal fühlen. Nochmal fühlen. Fantastic. In mir stellt sich das Böse nicht ein. Weiß nicht richtig, was böse ist. Mal wieder, der Kopf macht nicht mit. Der Instinkt ja, so, und schon vorbei. Was jetzt, wo bleibt die Liebe? Jeder hört sein Smartphone. Nun sind wir wieder da, wo die Spatzen es nicht von den Dächern pfeifen. Da, wo diese beiden, Mutter und Kind, nicht die Kraniche hören. Der Sommer ist vorbei. Der Vorhang, der mir im Herbst dauernd ins Gesicht weht, hin und her. Diese Zeit, wo die Wolllust hinter den Vorhängen mir ins Gesicht weht. Wo Circe die Männer in Schweine verwandelt. Da wo alles warm werden soll. Gemütlich. Auch ehrlich gemütlich. Da wo mir jemand, du, Zeitnah, Äpfel schenkt. Cocktailäpfel. Mit einem Happen in den Mund.  Und schmecken. Die Johannisbeeren haben die Backen schon lange nicht mehr zusammengezogen. Traumbilder. Sind nicht nur Worthülsen.

Zeitnah (immer wieder im Jetzt): Ich sah ein junges Paar, beide sehr schön, in einem Café. Zwischen sich einen Tisch, sie sollten sich eigentlich verliebt in die Augen schauen. Blitze fliegen lassen, der geheimen erotischen Sprache, die so offensichtlich von Fremden nie verstanden werden kann. Aber. Ich weiß, du hast auf dieses Aber gewartet, mein Lieber. Denn wir beide wissen, der Alltag ist anders gestrickt. Aber. Sie hatten nicht nur den gedeckten Tisch da, zwischen sich. Viel schlimmer ihre Apparaturen. Selbstverschleierungsmaschinen. Smartphones. Er schaute auf seinen Bildschirm, sie auf ihren. Auch weltfern beide, aber nicht zusammen, weit entfernt. Ich sah keine Sehnsucht nach Verschmelzung, sah die Gewitterblitze der Liebe nicht. Gewitterblitze der Liebe nicht. Romantik weit entfernt. Weit weit entfernt. Kilometer ohne jeden Spatz. Auch die alten Turteltauben haben Federn gelassen. Ohne Mauser, ohne Erwartung auf ein Frühlingsfederkleid. Hoffentlich werden sie nicht erfrieren diesen Winter. Schon ein Schnüpfchen wäre ihnen zu viel. Immerhin das ist jetzt kein Grund, traurig zu sein. Melencholia ist fort geflogen. Das Eis kommt, frostet die Blätter, Herbstes Restlaub, ein und wir wissen, nächstes Jahr wird ein neues Jahr beginnen. Und im Januar schon zeigen sich die Blüten, die goldenen Blüten der Zaubernuss.

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