Gezeitengespräch XVI

Zeitnah (hier): Die Löcher sehen lernen. Wenn man das als Sinn der Betrachtung findet, kommt man der Kunst schon näher. Dort zur Erkenntnis kommen, wo die anderen nicht sehen. Eine Antwort auf das Vergangene vielleicht. Wie hieß es in der Werbung noch gleich? Löcher mit Geschmack drumherum. Eben nicht das Erfinden, sondern Finden. Hier und jetzt und einen Blick durch die Aussparung zu dem Gewesenen wie Zukünftigen gleichzeitig. Den Berg an Zetteln und Notizen durchsehen und die Quintessenz des Lebens darin lesen. Wo die Anderen Unfug vermuten, die Fügung entdecken und niemals in dem Gemachten, dem zu Machenden im Gleichen verharren, das nämlich wäre dekorative Langeweile. Dekoration und Hübschismus im Detail.

Zeitfern: Löcher werden sichtbar mit Rand. Die Löcher dieser Pflanze sind keine Deko. Sie zeigen die Vergänglichkeit, den Verlust. Wie in der Liebe. Wie viele Löcher es gibt auf dieser Ebene? Doch man meint, unter mir ist kein Loch. Ich stehe fest, alles im Griff. Ist Liebe eine Epoche im Leben? Eine Periode der Momente in Folge? Die Versprechen lauten: Immer. So soll es auch sein. Bis der Tod euch scheidet. Trotzdem gibt es Orte, wo ich selbst verborgen bin. Bei dir, lieber Zeitfern gibt es die auch. Das Verlangen endet nie, der Traum ist ein Halbdunkel zwischen durcheinander wachsenden Bäumen. Strauchwerk. Ein Lichteinfall. Der Wind belebt die Schattenfugen. Die Bruchstellen. Immer neue Bilder. Liebe muss beharrlich sein. Und heute die Spatzen, viele, in der Pfütze. Badend. Einer badet lustvoll. Der nächste kommt. Und noch mehr. Ein erotischer Moment. Dieses sich Plustern. Das Spritzen des Wassers. Der Wegflug. Wir haben Dezember. Alles kalt. Die Vogelkörper frenetisch. Veitstanz. Ein kleiner Rhythmus. Ich fühle. Ist die Liebe auch so?

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.