Gezeitengespräch XIV

Zeitnah (kurz darauf): So erblick´ ich neue Zeichen hier im Buch, das so viel bedeutet. Auch ich kenne das Gefühl der Modelleisenbahnwarterei. Da, im Tunnel entgleiste die Lok immer, weil wir so vermessen gewesen waren, genau dort eine Weiche einzubauen. Ein defekte, wie sich später herausstellte. Die Waggons trugen ihre Blessuren davon, rückten mit jedem abgebrochenen Detail näher an die erlebte Realität. Die großen Züge wirkten auch immer schmutzig und gebraucht. Jedes Mal wenn wir im Stau vor dem Bahnhof standen, hatte ich Zeit, mir die alten Gefährte auf dem Rangierbahnhof anzusehen. Sie hatten ihre Gesichter, bevor die Sprühdosen ihre große Zeit bekamen, malten Kinderfinger ihre naiven Männchen in den Dreck, als kratzten sie die allzu dicke Schminke aus dem Gesicht einer Frau, die sich verstecken will, die nicht zu ihrem gelebten Leben stehen kann.  Die jeden Tag im Spiegel ihrer Eitelkeit erblickt. Vanitas vanitatem. Ja, handeln im Jetzt und genau hier machen wir den Radschlag, die Rolle rückwärts ins Wolllüstige des carpe diem. Fasse den Tag, die deinige Chance, bei den Eiern und schüttle ihn durch. Lass die Hörner, du würdest dich verletzen. Denn bedenke, sterblich sind wir.

Zeitfern: Der Gedanke ans Sterben ist mir zu nah. Erinnern wird einfacher. An die Zeiten, die zum Teil schon nicht mehr abrufbar sind. Einfach gewertet.

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