Gezeitengespräch II

Zeitnah (ein Stück zumindest): Vom Risiko hatten alle immer wieder gesprochen, wollte es nicht wissen. Was auch immer geschehen würde, es war egal. Sie rollten nicht, die Dreierpyramiden, wir sprangen. Hin und her. Glück für Augenblicke und der Himmel ist bis heute grau. Ja, auch hier die Scheiße aber, denn das Stroh landete wohl im Stall, als Streu bei Kühen oder Pferden.

Zeitfern: Ich kann voll in der Erinnerung versinken. Doch lieber Zeitferne, muss nun die Verwirrungen kühlen. Abstand haben wollen. Der Geruch lockte schon wieder. Das Haar, die Haut. Wörter stammeln. Sich gehen lassen leise. Das Einsaugen der Luft. Wärme finden – wo bin ich – im Stall. Da waren Kühe. Sie standen sehr tief hinten im Gatter. Ich konnte die riesigen Köpfe sehen, jedoch die Körper nicht sinnlich erfassen. Der Bauer sagte: „Das sind Stiere.“ Sei vorsichtig. Sie wurden größer im Kopf. In meiner Erinnerung stierte mich Vater im Wohnzimmer an, betrunken. Es regnete. Nass saß er da. Dieser Vater. Bis auf die Knochen.

Zeitnah (und wieder später): Ja, immer wieder alles, was mit Natur zu tun hatte, mit fünf kannte ich alle wichtigen Bäume und Pilze. Und konnte nicht verstehen, warum die anderen Kinder das nicht wussten. Jetzt schon. Das interessierte keine Sau. Wald eben, wen interessiert denn schon, wie die Bäume heißen? Die Pilze gibt es in der Dose. Frische Pilze? Auf dem Markt, da brauchste nicht in den Wald gehen – und das ganze über. Der Vater hat geprägt, in den guten Dingen, leider auch in den schlechten.

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