VI Bilder, Graphiken und Tabellen

Eine der zentralen Vorgaben unserer Gesellschaft lautet: Alles muss visualisiert werden, auch wenn es ein Duft oder Geschmack ist. Werbung, Nachrichten oder Geschichten ohne Bilder funktionieren nicht. Stellen Sie sich einfach mal vor, die Nachrichten würden heute wie vor vor fünfzig Jahren einfach nur vorgelesen. Nach spätestens drei Minuten würden Sie umschalten. Reines Faktenwissen hilft uns nicht weiter, es muss illustriert werden. Und wissen Sie eigentlich warum? Damit auch der letzte Depp die Informationen aufnehmen kann. Parfum wird durch Bilder mit Gefühlen verbunden, die ganze Wucht der magischen Erotik muss hier zu einer rauschenden Bilderwelle inszeniert und als Bilderflut verdichtet werden. Das Bier braucht einen virtuellen Mittrinker, entweder Fußballfan oder irgendein sogenannter Prominenter, der dann so tut, als hätte er Freunde, die mit ihm ein Fläschchen köpfen wollen. Halbfettmargarine schmeckt nach einem einsamen See in Schweden.

Und mal ganz ehrlich, was nützt es, jemanden in flagranti ertappt zu haben, wenn ich nicht einmal Fotos zum Erpressen vorlegen kann. Zu diesem Spezialthema lohnt es sich übrigens, irgendwelche Billigserien im Privatfernsehen zu glotzen, die sich mit Privatdetektiven beschäftigen. Zwar ist dort das intellektuelle und sprachliche Niveau als äußerst beschränkt zu werten, doch immerhin erfährt man, wie Menschen effektiv zu bespitzeln sind, um sie gnadenlos fertig zu machen. Aber wir weichen mal wieder vom Thema ab, entschuldigen Sie uns diesen Fauxpas.
Zu diesem Spezialthema haben wir übrigens vor einigen Jahren schon einen Ratgeber verfasst, den Sie sich unbedingt zulegen sollten. Besonderheit dabei, die besten Fotos von Leuten, die wir selbst beobachtet haben. Vor allem peinlich die Fotos von Frau Müller aus unserer Nachbarschaft mit ihrem Geliebten. Da sie auf unsere Forderungen nicht eingegangen war, mussten wir die Drohung der Veröffentlichung natürlich wahrmachen, sonst hätten wir nicht mehr ruhig schlafen können. Niemals sollte man etwas versprechen und es dann nicht ausführen. Wir konnten schließlich nichts dafür, dass nach dem Erscheinen des Buches ihr Mann ausgezogen ist, die Kinder jeglichen Kontakt abgebrochen haben und der Liebhaber seinen Job verloren hat und umziehen musste. Angeblich passe eine Affäre mit der Frau des Portiers nicht zum zum Ansehen eines Hotelmanagers – so hörte man. Das Buch heißt übrigens „Wie man den Nachbarn ein Beinchen stellt – fotografische Dokumentation als Druckmittel“. Wir wollten eigentlich an dieser Stelle keine Werbung hierfür machen, ja, wir haben auch die eben genannten Bilder von Frau Müller aus der Schillerstraße herausgenommen und durch sehr extravagante Bilder von Herrn Hohepieper aus der Lindenallee ersetzt. (Wussten Sie eigentlich, wie schwierig es für ihn ist, sich nach all den Torturen, für die er die schwarzhaarigen Frauen mit der strengen Frisur bezahlt, selbstständig aus seinem Lederkostüm zu schälen?)

Also, was lernen wir daraus? Bilder sind wichtig.
Auch unsere Bücher „Über den Umgang mit kitschigen Bildern – wie ich meine Botschaften an die Frau kriege“ und „Nackte Tatsachen –   wie ich Waren effektiv an den Mann bringe“ können an dieser Stelle wirklich empfohlen werden. Wie alles, was uns hilft, denken Sie auch an dieser Stelle einmal nach, auch Bilder können lügen. Glauben Sie bitte nicht, irgendetwas sehe in der Realität auch so aus wie abgebildet. Meistens wurde mit Photoshop die Pickelfresse bereinigt, es wurde die Haut sauber getrickst oder das Bild ist mit einem CGI-Program aus vielen Einzelteilen aus allen möglichen Einzelteilen und irgendwelchen Matrixberechnungen zusammengefügt worden. (Mit diesen Programmen wurde auch Avatar gemacht oder die ganzen Hobbitverfilmungen.) Glauben Sie etwa daran, dass Models immer so schöne Haut haben? Machen Sie sich doch mal Gedanken: Wer ständig mit frisch gepudertem Näschen und unterernährt wie ein Wackeldackel durch die Landschaft oder über den Catwalk stocht, der kann auf Dauer keine schöne Haut haben.

Niemand fährt heute noch mit einem riesigen Team in die Arktis oder in die Sahara, um einen Werbefilm für die Autoindustrie zu drehen. Das geht viel realistischer im Studio am Rechner, da braucht nicht gefilmt und beleuchtet, aufgebaut und was weiß ich noch gemacht zu werden, alles wird heute berechnet. Alles ist Fake, machen Sie sich das zunutze. Da Fotos auch letztlich nur Daten sind, können sie herrlich manipultiert werden. Mit einem halbwegs ordentlichen Programm sind sogar Sie dazu in der Lage.

Grafiken sollten immer auch den Zeitgeschmack treffen. Gucken Sie sich doch einfach die Wirtschaftszeitschriften an, dort finden Sie meist gute bis sehr gute Beispiele. Halten Sie sich daran. Auch die großen Nachrichtenzeitschriften bieten ein gutes Recherchefeld, vor allem im Focus finden sich aufgrund der Textreduktion viele Tabellen und Graphiken. Verwenden Sie aber bitte nur Bilder, Tabellen und Graphiken, die Sie auch selbst verstehen. Zahlen und Daten können dabei übrigens je nach Bedarf großzügig angepasst werden.

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