IV.2 Daten und Fakten

Außerdem hatte die amerikanische Industrie eine weitere geradezu genialische Idee, dieses fiese Ekelgemüse bei den Kindern zu etablieren. Sie schufen einen Superhelden aus dem Volke (untere Schicht: Seemann), dem es Superkräfte verschaffte, immer wenn er in auswegloser Situation war. Popeye. Immer wieder durfte dieser seine Geliebte, Olivia, aus dem Händen des brutalen Bösen befreien. Botschaft: Spinat ist nicht nur gesund, es macht dich zu einem besseren Menschen. Nur die Guten aber wissen die Wohltat dieses Blattgemüses für die Menschheit zu schätzen. Sie sehen also, liebe Leserin, lieber Leser, Daten und Fakten sind wichtig, um gewisse oder behauptete Thesen zu untermauern und ihnen den Anstrich der Seriosität zu verpassen. Liegen tatsächlich empirische Umfragen vor, die ihren Thesen widersprechen, so müssen sie nicht verzweifeln. Solange man vage bleibt, nach dem Motto „Umfragen haben ergeben“ oder „statistische Erhebungen beweisen, dass…“ kann ihnen niemand an den Karren pinkeln, da natürlich nichts nachprüfbar ist. Und mal ehrlich, wann ist eine Umfrage repräsentativ? Inzwischen gibt es so viele von der Industrie gekaufte Institute, dass andererseits auch immer Material zu finden ist, welches für ihre Zwecke nutzbar wäre. Oder glauben Sie noch irgendwelchen Statistiken?

Sollte es allerdings gar keine handhabbaren Zahlen geben, so führen Sie doch einfach eine hypothetische Umfrage durch. Entwickeln Sie zu diesem Zwecke sogenannte Idealavatare, die bestimmte Eigenschaften kumulieren und lassen sie diese die Fragen so beantworten, natürlich so, dass sie in Ihr Schema passen. Nichts leichter als das. Trauen Sie nur den Statistiken, die sie selber gefälscht haben. Die Zahlen werden so auf jeden Fall Ihre Vermutungen belegen. Und mal ehrlich, wer will denn ernsthaft daran zweifeln, dass Sie im Rahmen des von Ihnen genannten unabhängigen Institutes zu den genannten Ergebnissen gekommen sind. Daran hat übrigens auch niemand Ihrer Leser Interesse, denn wie Studien ergeben haben, lesen 90% aller Ratgeberleser völlig unreflektiert diese Bücher, 8 % kaufen sie nur, um sie ins Regal zu stellen, 6,31 % kaufen sie versehentlich, 8,5 % tun nur so, als könnten sie lesen, die anderen 32 % aber halten Ratgeberliteratur sogar für eine wissenschaftliche Ersatzreligion. Und die Kulturseiten der großen Tageszeitungen haben  überhaupt kein Interesse daran. Ein guter Ratgeber ist immer darauf angewiesen, Behauptungen in die Welt zu schleudern, auch wenn sie noch so unhaltbar erscheinen. Irgendwann werden sie sich schon als richtig erweisen. Alles ist verifizierbar, merken Sie sich das. Da Sie Ihren Lesern nur selten direkt in die Augen sehen werden, schon alleine deshalb, weil dann ja mit ihrem echten Namen auftreten müssten, brauchen Sie bei diesem Vorgehen auch kein schlechtes Gewissen zu haben. Denken Sie nur einmal daran, dass unsere Zigarettenindustrie auch sagt, Zigaretten an sich machen nicht süchtig, sondern der willentlich ungehemmte Konsum dieser. Raucher sind folglich nicht süchtig nach Zigaretten, sondern nach Konsum.

Letztlich werden Menschen nicht von realen Fakten überzeugt, sondern von deren Aufbereitung. Wer drei Menschen zu einem Thema befragt, bei dem einer eine andere Meinung hat, der kann immer ohne Lüge behaupten, dass ein Drittel aller Befragten einer umfassenden Studie (alle Anwesenden zu befragen ist umfassend) gegen dies oder jenes gestimmt haben. Auch hier denken Sie bitte immer unsere Prämisse: „Traue nur jenen Statistiken, die du selber gefälscht hast!“

Zitate sollten in diesem Zusammenhang übrigens immer aus dem Zusammenhang gerissen worden sein.

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