Kein Ratgeber kommt ohne Daten und Fakten aus. Spätestens seit dem Empirismus und dem Rationalismus der Aufklärung fordert wissenschaftliches Denken und Arbeiten, Reflektieren und Kommentieren eine wissenschaftliche Untermauerung, eine mit Zahlen und Fakten. Hilfreich hierzu sind übrigens Umfragen, da sich auf diese Weise ein umfangreiches Zahlenmaterialial sammeln lässt, welches je nach Betrachtungsstandpunkt ausgewertet werden könnte. Dabei gibt uns das Wissen um die Gaußsche Normalverteilung schon wichtige Ansätze an die Hand, mit welchen die Zahlen interpretiert werden können. Wussten Sie etwa, dass ein Millionär und ein völlig Verarmter durchschnittlich rund 500.000 Euro besitzen? So sind signifikante Abweichungen vom Erwartungshorizont durch Kommaverschiebung zu nivellieren oder zu nutzen. Eines der bekanntesten Beispiele sei zu diesem Zweck angeführt, das auch Ihnen im Kopf hängen geblieben ist. In den vierziger und fünfziger Jahren erkannten Wissenschaftlicher, dass eine richtige und gute Ernährung zu gesundem Leben der Menschen führen kann. (Nicht dass dieses nun in Amerika und neuerdings Europa wirklich gefruchtet hätte, denn eine andere Tendenz ist auch nicht zu verkennen, die Junkfoodindustrie hat sich trotzdem ungehemmt mit falschen Lustversprechen und echtem Fett und Glutamat als Geschmacksverstärker in die Herzen und an die Hüften der zivilisierten Welt gekämpft.) Man führte also Untersuchungen zu den Spurenelementen in Gemüsen durch. Dazu wurden gut ausgebildete Wissenschaftler aller Herren Länder eingespannt, leider aber waren die Sekretärinnen wohl etwas schlechter ausgebildet und hatten echte Probleme damit, mal hier oder da eine Zahlenkolonne abzuschreiben. Wenn man nicht weiß, worum es sich dabei überhaupt handelt, dann unterlaufen auch schon mal fatale Fehler. Durch Fehlnotierung einer Kommastelle einer dieser Schreibdamen wurde also der Eisenwert im Spinat kurzerhand verzehnfacht. Dieses überraschende Ergebnis hatte zur Folge, dass dieses nun wirklich eklig grüne und vor allem verabscheuenswürdige Viehfutter nun als Quell der Gesundheit galt, ist doch Eisen dringend notwendig, um neues Blut bilden zu können (Die Häm-Gruppe im roten Blutkörperchen – hier genau im sauerstoffbindenden Hämoglobin – benötigt ein Eisenatom.) Von nun an wurde Spinat in jeden Kinder- und Frauendiätplan integriert, was letztlich wohl viele Traumata auslöste. Da aber der Geschmack für viele Kinder und Erwachsene so schrecklich ist und vielleicht noch von Staudensellerie oder Fenchel übertroffen wird, kam die Lebensmittelindustrie auf den genialen Gedanken, den Spinat direkt vom Werk aus mit einem Blubb Sahne zu vermischen. Sahne hebt bekanntlich jeden speziellen Geschmack auf und schafft einen trübgeschmacklichen Einheitsbrei. So kann Spinat sogar in Verbindung von Kartoffelpüree (auch dieses natürlich als Instantprodukt) verkostet werden. Schließlich fressen auch Schweine am Trog bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine Mischung aus Grünzeug und Kartoffel, aus Unkraut und Korn und nicht wie heute wiederverwertete Tierreste aus den Schlachtereien der Welt. Da die ersten Gefriertruhen aufkamen, bot man diese widerliche Pampe nun tiefgefroren und nicht mehr in Weißblechdosen an. Das machte den Konsum auf den ersten Blick natürlich wesentlich erträglicher, förderte allerdings durch die Reaktion von Milchcalcium mit der Oxalsäure eine Oxalatbildung, was letztlich zu schmerzhaften Nierensteinen führt, die allerdings inzwischen nicht mehr durch schmerzhafte Operationen, sondern ganz einfach durch Ultraschallbäder zertrümmert werden. (Entschuldigen Sie, dass wir hier etwas abgeschweift sind, aber Sie können schon an diesem Beispiel sehen, dass der effektive Einsatz von Zahlen immer Folgen in sich birgt, die nicht abzusehen sind. Sagt nicht Murphy, dass alles, was passieren kann auch passieren wird? – Spinat ist damit sozusagen zu einem Entwicklungskatalysator der Medizintechnik geworden. Wir sollten jener ungenannten Sekretärin also letztlich danken.) So gesehen ist das Verspeisen von Spinat mit einem Blubb Sahne auch heute noch ein Beitrag zu unserem Gesundheitssystem, auch wenn ganz anders als erwartet, denn es hat sich in Folgeuntersuchungen nun wirklich herausgestellt, dass Spinat nicht mehr oder weniger Eisen enthält als andere Gemüse. Aber wussten Sie von diesen Folgeuntersuchungen? Man kann noch so viele Testergebnisse anführen, die gesunde Wirkung von Spinat ist auf absehbare Zeit von weiteren hundert Jahren nicht aus den Köpfen der Mütter hinauszukriegen, was mit absoluter Sicherheit nichts damit zu tun hat, dass die Gehirne von werdenden Müttern während der Schwangerschaft schrumpfen. Also werden Kinder bis heute und in alle Zukunft mit dieser grünen Pampe zwangsernährt, was teilweise zur Folge hat, dass ganze Wohnungen nach dem Vorbild der Arbeiten von Jackson Pollock mit moderner Kunst dekoriert sind. Ist es denn nicht putzig, wie sich die Kleinen angeekelt sprotzend übergeben und das Mus breitgestreut oral ausscheiden?
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