Kapitel I.2 Aussagekräftige Namen

Sie sehen, der Name  hat immer eine sprechende, eine aussagefähige Funktion. Folgende Faktoren sollten bei der angemessenen Namenswahl also bedacht werden. Bitte, beachten Sie es auf jeden Fall, es ist unabdingbar wichtig, dass Sie nicht auf die Idee kommen, dies zu vernachlässigen. Lassen Sie sich in der Namenswahl immer nur kleine Extravaganzen zu. Ein Buch über das Kochen im Mittelalter darf auch von Hadumod J. Küfer geschrieben sein, hier liegt die Extravaganz im Vornamen. Tatsächlich gibt es ein Standardwerk der Literatur von Hadumod Bussmann. (Das Schöne an diesem Vornamen ist, dass er einerseits weltfremd gediegen erscheint und niemand mit Genauigkeit sagen kann, ob es sich dabei um einen männlichen oder weiblichen Namen handelt.) Verwenden Sie allerdings niemals völlig weltfremde Fügungen. Denken Sie noch mal an den Vornamen des Koautors zurück, der wäre eigentlich völliger Blödsinn, wenn er nicht echt wäre. Aber da wir es uns nicht leisten können, irgendetwas zu verfälschen, haben wir unsere echten, unsere wirklichen Namen verwendet. Und demVorwurf des Klamauks in irgendeiner Art möchten wir uns nun wirklich nicht aussetzen. Den zweiten und dritten Vornamen sollten Sie immer nur als Buchstabenkürzel verwenden.  Je seriöser das Thema ist, desto mehr Vornamen, das ist schon einmal klar, niemals aber über drei, das wirkt schon wieder unseriös. J.R.R. Tolkien ist schon grenzwertig. Zeigen Sie, dass Sie aus einer Familie mit Tradition stammen. Und mal ehrlich, Birgit Müller zeugt nicht davon. Hans Jürgen Brandt dagegen ist ein Name mit Tradition. Er vermittelt die Aura des Muffs der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts in Kombination mit der Aufbruchsstimmung der Gründerzeit des neuzehnten Jahrhunderts. Karl-Günther Müller dagegen geht gar nicht, daraus ließe sich allerdings schön Karl G. Mühl machen. Gehen Sie sorgsam mit den Buchstaben um. Aus John Smith, um bei dem schon eingeführten Beispiel zu bleiben, wird ein gediegener Johann A. Schmidt. Gerade das dt oder ndt am Ende eines Nachnamens kann Eindruck schinden, Probieren Sie es doch einfach mal mit folgenden Nachnamen aus: Bern, Linn, Gran usw. Aus Müller könnte damit Mündt werden.

Falls alle Stricke reißen, helfen Sie sich mit einer Übertragung ins Französische, da weiß jeder gebildete Deutsche sofort, dies ist eine große Kulturnation. Außerdem sind französische Namen seit Jahrhunderten im Deutschen verwurzelt, spätestens seit die Hugenotten hier Zuflucht gesucht haben. Ein Erotikratgeber von Patrick la Tendresse (Zärtlichkeit) wäre doch sinnfällig. Wilhelm Groß wird dann Wilhelm Grand, das Ganze dann noch mit dt bestückt sieht richtig gut aus: Wilhelm Grandt. Wenn es etwas moderner sein darf auch Will Grandt. Aus dem völlig künstlich erscheinenden Namen Haimo Hieronymus wird auf diese Weise in leichter Verdrehung Jerome H. Maison, (das H. steht dabei für Homme, denn Haimo heißt „Mann in seinem Haus“), mit diesem Namen kann man ganz locker etwas über Hauseinrichtungen schreiben. Denn niemand wird glauben, dass es einen Haimo Hieronymus wirklich gibt. Treiben Sie dieses Spiel doch einmal weiter mit jedem beliebigen Namen: Karl Georg Wald wird zu Charles George Forêt. Na gut, das klappt nicht immer, denn Hein Blöd wird zu Henry Stupide.

Der wichtigste Tipp: wählen Sie einen Namen, der Ihnen erstens passend erscheint und zweitens gefällt.

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