Kapitel I.1 Der richtige Autorenname zum richtigen Ratgeber

Bevor Sie sich zu schreiben hinsetzen, mein verehrter Leser, sollten Sie sich überlegen, wie Sie eigentlich heißen. Mal ehrlich, niemand nimmt Ihnen Ihren wahren Namen, Violett Grau, ab, es sei denn, Sie schreiben einen sehr mittelmäßigen Thriller oder eine Abhandlung über die Griseillemalerei der Frührenaissance der Nordniederlande. Auch der an sich schöne Name Willibald Hultenschmidt klingt nicht gerade vertrauenserweckend, wenn Sie etwas über das Finden der ausgeglichenen Mitte in der asiatischen Kultur schreiben möchten. Geht es allerdings um Gartenratgeber oder das Einrichten einer Modelleisenbahn Spur HO, so ist dieser Name gerade zu perfekt. Wenn Sie ein Partnermassagebuch verfassen möchten, dann sollten sie eventuell auch nicht Heinwil Hartwigsen heißen, das wäre doch etwas zu penetrant.

Machen Sie es sich doch etwas leichter; schreiben Sie als Autorenteam. Da kann man sich eine optimale Namensgebung erfinden. Manche Menschen haben aber Glück und besitzen gleich den richtigen Namen. So heißen wir etwa völlig zufällig Tim Rath und Külg Geber, Sie können sich gar nicht vorstellen, wie erstaunt wir waren, als unsere Frauen eines Abends herausfanden, dass bei Umstellung der Namen herauskommt: Rath Geber Mit Glük. Ja, die beiden, meine  Anna Gramm und seine Ella Boriert, haben immer wieder gute Gedanken.

Erfolgsberater sollten immer mit einem amerikanischen Namen daherkommen, wo hat man mehr Erfolg als in Amerika? Sichern Sie sich dazu eine gute amerikanische Internetadresse und bauen Sie einen vertrauenswürdigen Avatar auf, dies muss natürlich in möglichst einwandfreiem Englisch geschehen, sonst machen Sie sich selber unglaubwürdig. Bitte benutzen Sie hierzu bitte bitte keinen Internetübersetzer, das sieht zwar englisch aus, hat aber nur wenig damit zu tun. Und Ihr Eigengebräu aus Deutsch und englischen Fragmenten ist einfach zu peinlich. Erinnern Sie sich, dass letztens die Freunde von der Insel völlig seltsam guckten, als Sie von ihrem „Handy“ sprachen? Oder als Sie sich mit „I wish you what!“ verabschiedeten, die Köpfe geschüttelt wurden. Es hieß auch mit Sicherheit nicht „Mother power early piece.“, als Sie den zu weckenden Kindern sagen wollten „Mutter macht Frühstück.“ Also nehmen Sie sich hierfür einen professionellen Übersetzer oder fragen Sie Ihren alten Englischlehrer, der zwei Straßen weiter wohnt und so aussieht, als habe er wenig zu tun, seit er vor vier Jahren pensioniert wurde. Stellen Sie möglichst seriöse Fotos ein, die ganze Konferenzsäle zeigen, wo Sie aufgetreten sind. Inzwischen gibt es Fotoagenturen, welche solche Bilder verkaufen. Glauben Sie uns, niemand in Deutschland wird auch nur ansatzweise auf die Idee kommen, nachzuprüfen, was wirklich dran ist. Erstens ist alles glaubwürdig, was aus Amerika zu uns kommt, und zweitens würde kein Mensch mal eben rüberfliegen, um die von Ihnen ausgerichtete Tagung in Illinois zu besuchen. Wichtig dabei ist natürlich, dass Ihr Name seriös klingt. Ein amerikanisierter deutscher Name macht sich da meist gut. Henry Greenbaum etwa macht da Eindruck, das klingt fast, als sei er mit Greenspan verwandt. John Smith ist nicht gerade vertrauenserweckend, glauben Sie uns. Celine Highsmith hört sich dagegen so gestelzt an, die könnte Modeberaterin werden. Da das Wort High mit einer gewissen Stellung verbunden wird, sollte Sie highend-fashion vermitteln.

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