XIV / 5

„wenn man dann niemandem begegnet, kann man klare gedanken fassen, die kälte alles durchfließen lassen“

 

„manchmal renne ich dann auch einfach los

 

„und plötzlich sieht man einen teil der welt mit anderen, mit klaren augen“

 

„Ganz genau! Und das letzte Mal kam ich dann nach Hause, schaute im Vorbeigehen in den Spiegel und musste echt loslachen vor Freude

Ohne zu wissen worüber, aber ich musste mich dann angrinsen

Trotzdem immer ein auf & ab mit den Gedanken“

 

Ja, so war es wohl, ein Auf und Ab mit den Gedanken. Sie erklimmen dann die Gebirge unserer inneren Eitelkeiten und lassen sich wie auf Rollschuhen, die man heute wohl Inliner nennt, die Berge hinabrollen. Und unten angekommen muss man wieder die Bergstiefel schnüren, weil die nächste Aufgabe sich noch höher vor dir auftürmt. Du weißt, dass alles zu schaffen ist, weißt, dass du es kannst. Er gab sich seinem Gedankenstrom hin und vergaß darüber einige Minuten zu schreiben, so sehr hatte der Satz etwas in ihm angerührt. Den nächsten Schritt jedoch zu gehen, war er sich unsicher, damit wäre er endgültig ohne Deckung. Trotzdem wagte er es, das war in diesem Moment auch egal. Obwohl von tausenden Menschen umgeben fühlte er sich gerade mehr als allein auf dieser Welt und die virtuelle Unterhaltung war der Strohhalm, an den er sich nun klammern konnte.

Es gibt diesen Witz, bei dem man immer zwei Möglichkeiten hat und irgendwann kommt man durch eine simple Frage zu dem Ergebnis, dass alles entweder sinnlos ist oder aber die Erfüllung bedeutet. Aber weder den Verlauf, noch dessen Inhalt hatte er behalten, nur die Tatsache, dass alle Situationen die Möglichkeit beinhalten, sich entscheiden zu können. Jede Entscheidung allerdings determiniert ist, von ihrer Herkunft oder in ihrem Ergebnis.

 

„ich habe mich danach hingesetzt und ein sonett verfasst, nicht lustig, aber hat trotzdem freude gemacht“

 

„Darf ich es lesen?“

 

Man sollte niemals zugeben, dass man freiwillig oder aus einem inneren Zwang heraus Gedichte schreibt, auch noch solche, die einer festen Form unterliegen. Wörter in ein Korsett gezwängt, einen Rhythmus unterliegend, vielleicht soagr einem Reimschema. Die heutige Gesellschaft mag zwar ein Gericht als Gedicht empfinden. Doch ob sie wirklich weiß, dass ein gutes Gericht und der beschworene lyrische Text verwandter sind, als man gemeinhin denkt, ob er dieses reflektieren kann oder will, weiß niemand. Wenn man von der These verdichteter Sprache ausgeht, dann ist die Ähnlichkeit augenfällig. Gutes Essen ist ebenfalls ein Kompositum aus zunächst merh oder weniger belanglosen Bruchstücken.

Er selber brauchte manchmal die Form des Gedichtes manchmal, sich der eigenen Gedanken klar zu werden. Natürlich konnte er keine ausufernden Sprachlandschaften verfassen, wie die geniale Swantje Lichtenstein, doch half das konzentrierte Fügen von Wörtern darin, auch den Kopf zu ordnen.

So schickte er ihr das Gedicht, das noch viel zu viele Unzulänglichkeiten aufwies. Setzte sich so ihrer Kritikmöglichkeit aus.

 

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