„zeichnen ist gut, da kann man sich fallen lassen“
„Genau das …
Das brauche ich grad sehr
Fallen lassen, nicht denken“
„das schöne ist, das man jeglicher verantwortung enthoben ist“
Oh nein, das hatte er doch wohl nicht wirklich geschrieben. Ohne nachzudenken einfach etwas ins Netz geschleudert, ohne seine sonst so übliche Reflexion. Wenn es so weiterging würde er noch in einen Sog geraten, würde gar ganz ehrlich sein Herz ausschütten. Das ist immer gefährlich, weil man selber dadurch angreifbar wird. Wer aber aus der Deckung gekommen ist, der wird wohl oder übel entweder überrannt oder aber freundlich aufgenommen. Dieses Risiko musste er wohl oder übel eingehen. Es ist wohl ein Gemeinplatz zu behaupten, dass Leben Risiko bedeutet, das sich Aussetzen. Ehrlichkeit jedoch aus der Deckung heraus ist schwieriger, vielleicht sogar unmöglich.
„sitze gerade im auto, im stau, nicht passiert, nicht vor, nicht zurück“
„Manchmal muss das Leben entschleunigt werden, um zu sich zu kommen.“
Er würde sich in diese Unterhaltung fallen lassen, sie sprach seine Gedanken aus, ohne dazu aufgefordert sein, setzte ganz unbekümmert Wahrheiten in seine Ideenlandschaft und forderte ihn hierdurch heraus.
„habe gestern wanderung durch die nacht gemacht, allein am Rhein entlang, auch sehr kontemplativ“
„Da sind wir wohl seelenverwandt. Ich gehe oft abends allein an der Isar entlang
so schön …
Und auch, es von dir zu wissen. Das passt zu dir. Wenn ich das so sagen kann, ohne dich wirklich zu kennen“
Das hatte sie doch jetzt nicht geschrieben? Wer außer ihm ging spät abends oder nachts an einem Fluss entlang, meistens traf er dort Hundehalter, die ihre Lieblinge an der Leine ausführten, weil sie sonst den ganzen Tag im Büro saßen und eigentlich gar keine Zeit für die Tiere hatten. Aber Gleichgesinnte hatte er dort nur selten getroffen. Man kann von den Menschen nicht erwarten, dass sie die Ästhetik der Nacht schätzen, das feine Herausschälen der Dinge gegen einen fast ganz dunklen Himmel. Auch wenn die heutigen Städte mit einer enormen Lichtverschmutzung leben müssen. Es fanden sich immer wieder Stellen, da die Dunkelheit von der Außenwelt Besitz ergreifen durfte. Vielleicht schien dann der Mond und zumindest die hellsten Sterne konnte man ausmachen. Nicht wie in Südfrankreich, fernab größerer Städte, wo man noch den ganzen Nachthimmel bewundern konnte. Sich auf die Wiese legen und plötzlich liegt man unter dem echten Sternenhimmel, der unkaschiert Millionen von Lichtflecken zeigt. Wie Löcher im schwarzen Papier. So zumindest hatte es einmal eine deutsche Band gesungen, deren Name ihm jetzt nicht einfallen wollte.
