Ich brauche dringend eine aufwühlende Schlagzeile, und nichts fällt mir ein, kann doch nicht sein. Vielleicht „Polemik und eine Herde Schafe“, nhm, oder „Kurz vor Hirntod, ein digitaler Rückblick“. Ja, das ist ganz gut. Kann man gebrauchen, kommt der von ihm gebrauchten Demenz recht nahe.
Und so führt er sein Vorspiel weiter, zeigt Aufnahmen von Hirnzellen und den Dendriten und ihren schnellen Wachstumsleistungen, wenn die Zellen gefordert werden. Sieht alles sehr übersichtlich und spannend aus und vor allem sehr wissenschaftlich. Seine ganz persönlichen Ansichten, sein Überzeugenwollen scheinen in den Hintergrund gedrängt zu werden. Alles wieder ganz schlüssig an einander gereiht. Dass wir im Normalfall in Zusammenhängen lernen. Sollte eigentlich jedem bewusst sein. Wenn man ein bestimmtes Lied im Radio hört, verbindet man es automatisch mit einer gewissen Situation. Gemeinplatz. Dagegen sei das Lernen in Einzelteilen, das fragmentarische Lernen völlig widersinnig, weil mit negativen Emotionen verbunden. – Das ist übrigens eine wirklich nichts sagende Floskel, als würde man sagen, das Kochen des Wassers habe mit den Aggregatzuständen flüssig und gasförmig zu tun. Absolut richtig, erklärt allerdings noch lange nicht, wie es zu dem Phänomen kommt und welche Auswirkungen es hat. Auch vieles andere Vorgetragene ist eine wunderbar willkürliche Zusammenmengung von durchaus richtigen Fakten, es kommt allerdings dann manchmal zu falschen Syllogismen. Wie war das noch mit dem berühmten Baby- Storchen – Syllogismus? – Seit den sechziger Jahren nimmt die Zahl der Geburten in Deutschland stetig ab. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Das stimmt einfach, klare Beobachtung. Seit den sechziger Jahren nimmt auch die Population der Klapperstörche in Deutschland stetig ab. Auch dem ist kaum etwas entgegen zu setzen. Man schließe: Beide Informationen erscheinen richtig, sind wissenschaftlich haltbar und können jederzeit auf Basis von Statistiken und Populationserhebungen bewiesen werden. Bis hier hin ist alles folglich Wissenschaft. Eine sinnvolle Schlussfolgerung wäre, dass sowohl die Storch- wie auch die Menschenpopulation schrumpfen. Jetzt allerdings die Schlussfolgerung zu ziehen, dass die Geburtenzahl in Deutschland wegen der sinkenden Population der Klapperstörche zurückgehe, entbehrt allerdings jeglicher Grundlage. Genau nach diesem Verfahren allerdings scheint mir vorgegangen zu werden. – Mag sein, vielleicht liege ich auch völlig daneben. Man kann nicht einfach verschiedene Mengen zusammenkippen und darauf hoffen, dass etwas Sinnvolles herauskommt. Wer würde Flusssäure in eine Glasflasche füllen, wenn er weiß, dass diese das Glas auflöst. Aber die Vergleiche hinken ja auch vielleicht.