Geschmackstoffe

Auf den umfangreicheren Wanderungen kommt es häufiger mal vor, dass Herr Nipp sich eine längere Pause gönnt. Gerne dort, wo Bäche den Weg kreuzen. Gerade oben in den Bergen rauscht das Wasser direkt über den Pfad, das Bauen von Brücken gilt als müßige Angelegenheit, da sie im Frühling einfach weggefegt würden. Man muss sich einen sicheren Tritt suchen, wenn die Wanderschuhe nicht eingenässt werden sollen. Manchmal haben auch freundliche Vor-Gänger einige Steine als provisorischen Übergang gelegt, die betreten werden können, ohne Gewähr, weil wackelig.

Dort stellt er seinen Rucksack ab, hinter einem Stein wird man nicht so schnell gesehen, will seine Ruhe haben. Nur mit seiner Kamera bewaffnet steigt er den Lauf des Gewässers hinaus. Oft findet man dort schöne Fügungen von Stein und ausgewaschenem Holz oder kleinen Pflanzeninseln mitten im rauschenden Nass. Kleine Entdeckungen. Ganz bewusst achtet er auf jede Winzigkeit, alles kann Motiv werden. Für seine ganz private Strukturen- und Fotosammlung. Die verkalkte Baumwurzel einer Fichte etwa, die verkehrt herum den Bach staut. Manchmal findet man auch Skelette von Tieren, die bei einem Unwetter ums Leben gekommen sind. Er hat schon einmal einen Hund, der halbverwest im Wasser lag, auch Gemsen oder ein Reh. Dieses Mal scheint es sich um ein junges Wildschwein zu handeln, dem struppigen Fell nach jedenfalls, der Kopf fehlt. Weiter unten am Bach steht jetzt eine Wandergruppe und füllt die Feldflaschen, mit dem erfrischenden Wasser, das einige Meter weiter oben den Kadaver umspült.

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