Herr Nipp

Das Licht ist nach und nach verschwunden. Die Farben sind fahl geworden, aber Herr Nipp kann noch recht gut sehen. Das Grün entschwindet langsam. Am Himmel noch ein Rest von rot, gelb und blau. Gleich wird die Welt verschwinden für eine Zeit, doch wenn Herr Nipp wieder wach werden wird, dann tut die Welt so, als sei die Nacht nie gewesen. Dann wird er wieder seiner Arbeit nachgehen und am Freitag jubelt er „Hoch die Hände, Wochenende“. So einfach kann Glück sein.

Seine Welt steht still für einige Momente. Die Uhr vergisst zu ticken. Selbst das transortable Telefon mit weiteren Funktionen stellt den Betrieb ein. Ihm scheint es, als habe er eine Offenbarung. Ein Wink des Schicksals, an das er nicht glaubt. Vielleicht auch eher ein Anomalie seines Empfindens. Nach dem dritten Mal an diesem Abend ist es endlich klar. Von dieser Luft hier muss man Halluzinationen bekommen, einer seiner Freunde hat die Sportschuhe ausgezogen.

In einem Land, in welchem jedes Jahr tausende Menschen von Autos getötet werden, denkt Herr Nipp, haben 90 % der Bevölkerung Angst vor Spinnen. Und vor Autos? Nein, die werden verehrt wie Götter des Altertums.

Draußen passiert mal wieder nichts, der Abend neigt sich gegen Nacht, es wird langsam dunkler. Einige Wolken ziehen harmlos am Himmel, versuchen sich in Tierentwürfen und verwerfen diese gleich auch wieder. Herr Nipp liegt seit einer Stunde auf der neu gebauten Holzliege im Garten. Er wartet auf die Dunkelheit, denn gleich will er aus den Resten des Gartenliegenholzes ein Gartenfeuer machen mit drei Meter hohen Flammen. Wahrscheinlicher aber wird es ein mittelkleines Feuerchen. Er wird dann ganz versunken in die Flammen starren, vielleicht etwas dazu trinken und wieder wird nichts geschehen. Genau das braucht er an diesem Tag.

Er besitzt nun einmal nicht diese unendlich perfekte Bildung , auch nicht unbeschränkte Intelligenz, die wohl manche Menschen vorweisen können oder aber vorzuschützen sich getrauen. Warum auch immer. Und genau deswegen und mit Lust am Tun macht er manchmal Dinge, die offenbar so manchen Zeitgenossen oder weibliche Pendants nachhaltig irritieren und da kann es schon Mal passieren, dass ihm auf Nachfrage hin gesagt wird : „Du hast alles falsch gemacht, was man falsch machen könnte. Ich für meinen Teil habe so etwas ja gelernt.“ Hm – ja, denkt Herr Nipp dann, aber ich habe ( Betonung liegt auf habe) es gemacht und nicht gesagt, „könnte man machen“.