Gecko (2017, überarbeitet)

Er natürlich oder sie
liegt auf der Lauer,
schon klar, wo und wie,
einer beigen Mauer.

Mal ruhend, farblos oder grau,
dann wieder flitzt das Tier
an steiler Wand, den Augen trau,
frisst schnell mal Kleinzeug hier.

Und wenn die Außenleuchte dann
wird nächtens abgeblendet,
des Gockoweibchens junger Mann

sucht sich seinen Platz.
Nebenbuhler abgewendet,
hat Ruhe von der Hatz.

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Gedankenblitz, kurz (2017, überarbeitet)

Er sitzt auf der Terrasse, ein Glas Rotwein in der Hand. Die Geckos hier hätte ich auch gerne zu Hause. Diese Freude; ihnen bei der Jagd zuzuschauen.

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Cagnes sur Mere (2017, überarbeitet)

Cagnes sur Mere, ganz nahe dem Flughafen gelegen. Blaues Meer, Strände und eine wirklich hässliche Stadt. So wie Herr Nipp sich die Städte an der Cote d´azur eben vorstellt. Ein hübsch historischer Stadtkern, ja, und eine Aneinanderreihung von Betonbettenburgen in Küstennähe. Es mag ja sein, dass das stunden- und tagelange Dösen in der Sonnenglut abstumpft und für die Hässlichkeit schließlich unempfänglich macht, dazu braucht es aber wohl jahrelanger Übung. Aber immerhin scheint den Menschen, die zu Besuch kommen, der Aufenthalt im Wasser zu gefallen und wenn sie am Strand liegen, schauen sie schließlich in Richtung Meer. Aber wer weiß schon, vielleicht bekommen die Hotelgäste eine ganz spezielle Rezeptur aus Sedativen und Aufmunterern unters Essen gemischt, dass sie die hier vorherrschende Agonie gar nicht wahrnehmen können. Die Selbstmordrate der echten Bewohner muss aber ohne Hilfsmittel gefühlt sehr hoch sein.

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Bachlauf (2017, überarbeitet)

Die Felsen, offensichtlich Kalkstein, sind vom Bach zu irrwitzigen Formen ausgewaschen. Immer wieder laden natürliche Bassins zum Lagern oder sogar Baden ein. Das erste Eintauchen kostet Überwindung, denn gegen die warme Luft scheint es sich beim Wasser um eine alles umklammernde Schicht aus blaugrünem Eis zu handeln. Doch irgendwann erwacht dieser Rest von Abenteuerlust und schon zieht sich der Körper beim ersten Kontakt schockartig zu einer gefrorenen Amöbe zusammen. Irgendein Geräusch will dann heraus. Ob Quieken oder Grunzen, es hat etwas Schweinisches an sich. Menschen und Schweine verbindet viel. Es ist ein wundervolles Gefühl von innerer Befreiung und seltsamerweise Schwerelosigkeit des in der Mutter Seins. Die Faszination von Wasser muss doch einen Grund haben. Der Mensch entstammt dem Wasser, das vergisst er leider schnell. Die Natur hat die Macht, ihn daran immer wieder zu erinnern. Mit dem Rauschen der Bäche und Flüsse, mit dem Schwappen und Grugeln der Seen und Meere. Du bist Teil von mir.
Manchmal kommen Gruppen mit Neoprenanzügen hierher. den Bachverlauf herunter. Kinder, Jugendliche und Erwachsene wachsen hier für einige Zeit wieder zusammen. Immer haben sie einen Führer, eine Füherin dabei. Sie werden angewiesen, wie in welchen Kolk zu springen oder zu gleiten, welche Ausgangsposition die beste ist. Worauf ist zu achten, wenn man natürliche Rutschbahnen nutzt, damit es zu keinen Schürfwunden kommt. Meist sind diese Professionellen in den Zwanzigern, vielleicht Stundentinnen und Studenten in den Semesterferien, die sich ein gutes Zubrot verdienen.
Wer hier lange genug verweilt, wird jedoch auch eine Vielzahl kleinerer und mittelgroßer Fische sehen, einige große Schmetterlinge und sogar Prachtlibellen.
Während einem Tag an diesem seltsam anderen Ort fühlt sich Herr Nipp wie neugeboren. Als sehe er die Welt zum ersten Mal.

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Fuß

Der linke Fuß hat in den vergangenen Stunden plötzlich ein Eigenleben entwickelten. Man darf schließlich den seinsverändernden Einfluss winziger schwarzer Sauginsekten unterschätzen. Am vergangenen Abend muss wohl eine ganze Horde über seinen Fuß hergefallen sein. Nicht weniger als sechs Stiche zeigen sich als dick aufgeschwemmte Fremdkörperteile dort unten. Zuerst hat unbedacht gekratzt und die Sache damit nur noch verschlimmert, inzwischen wurde mit Salbe gearbeitet, ein angeblich hochwirksames Hydrocortison. Hahaha. Alle Reize sollen gelindert werde. Ja klar. Hochwirksam sind solche Salben nur für Apotheker und Drogisten, wenn viel davon verkauft wird. Tube raus, Geld rein. Da fragt sich Herr Nipp, wer die lästigen Stecher wohl nach Mitteleuropa eingeschleppt hat. Aber das sind reine Spekulationen.

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