Die Felsen, offensichtlich Kalkstein, sind vom Bach zu irrwitzigen Formen ausgewaschen. Immer wieder laden natürliche Bassins zum Lagern oder sogar Baden ein. Das erste Eintauchen kostet Überwindung, denn gegen die warme Luft scheint es sich beim Wasser um eine alles umklammernde Schicht aus blaugrünem Eis zu handeln. Doch irgendwann erwacht dieser Rest von Abenteuerlust und schon zieht sich der Körper beim ersten Kontakt schockartig zu einer gefrorenen Amöbe zusammen. Irgendein Geräusch will dann heraus. Ob Quieken oder Grunzen, es hat etwas Schweinisches an sich. Menschen und Schweine verbindet viel. Es ist ein wundervolles Gefühl von innerer Befreiung und seltsamerweise Schwerelosigkeit des in der Mutter Seins. Die Faszination von Wasser muss doch einen Grund haben. Der Mensch entstammt dem Wasser, das vergisst er leider schnell. Die Natur hat die Macht, ihn daran immer wieder zu erinnern. Mit dem Rauschen der Bäche und Flüsse, mit dem Schwappen und Grugeln der Seen und Meere. Du bist Teil von mir.
Manchmal kommen Gruppen mit Neoprenanzügen hierher. den Bachverlauf herunter. Kinder, Jugendliche und Erwachsene wachsen hier für einige Zeit wieder zusammen. Immer haben sie einen Führer, eine Füherin dabei. Sie werden angewiesen, wie in welchen Kolk zu springen oder zu gleiten, welche Ausgangsposition die beste ist. Worauf ist zu achten, wenn man natürliche Rutschbahnen nutzt, damit es zu keinen Schürfwunden kommt. Meist sind diese Professionellen in den Zwanzigern, vielleicht Stundentinnen und Studenten in den Semesterferien, die sich ein gutes Zubrot verdienen.
Wer hier lange genug verweilt, wird jedoch auch eine Vielzahl kleinerer und mittelgroßer Fische sehen, einige große Schmetterlinge und sogar Prachtlibellen.
Während einem Tag an diesem seltsam anderen Ort fühlt sich Herr Nipp wie neugeboren. Als sehe er die Welt zum ersten Mal.