Farn wohl

Der Herbst ist inzwischen weit fortgeschritten, Spätherbst würde sein Vater sagen, wenn er denn noch lebte. Auf einer seiner Wanderungen, die er immer noch stoisch Spaziergänge nennt, einfach weil er nicht wahrhaben will, dass es durchaus lange Wege sind, die er da geht, kommt er an einem ehemaligen Wald vorbei, Fichtenbruch sozusagen, die entstandene Lücke ist völlig überwuchert und jetzt braun. Ein schöner Farbton, der in der schräg stehenden Sonne leuchtet. Er muss nicht groß darüber nachdenken und weiß, worum es sich hier handelt. Herr Nipp bleibt einige Minuten stehen, genießt dieses Bild und saugt es ganz tief in sich ein. In einschlägigen Fachzeitschriften steht zu solchen Situationen bestimmt irgendein Kauderwelsch zu Hygge und Achtsamkeit, eben Modeblabla. Wüsste Herr Nipp darüber, würde er innerlich nicht nur grinsen, sein alter Spott bräche aus ihm heraus, über Esotherik und anderen Spinnerkram, seine Vorurteile über Menschen mit Zipfelkleidung und so ein Zeugs. Nein, darum geht es hier nicht. Er steht einfach nur da herum in seinen Alltagsklamotten und Turnschuhen. Und wie kann es anders sein, kommen zwei Verzweifelte mit Outdoorkleidung und festem Schuhwerk an ihm vorbei, die versuchen, diese Fläche botanisch per App zu entschlüsseln. Leider haben sie wohl keinen Empfang oder die App kann einfach kein vertrocknetes Kraut entschlüsseln. Kopfschüttelnd ziehen sie des Wegs, eine gewisse Traurigkeit ist ihnen anzumerken, dass sie dieses Naturmysterium nicht entschlüsseln konnten. „Oh“, denkt Herr Nipp.

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Die Kommunikation

Gefasel
Gestammel
Gestolper
irgendwann vielleicht
eine klare Struktur
und am Ende ein Anfang

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berühren

Die Berührung
einer anderen Haut,
eines anderen Körpers,
der Mutter zunächst,
einer geliebten,
einer gehassten,
einer gleichgültigen Person
später.

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Schreiben

Er hat ein Buch geschrieben, in einer Nacht. Er hatte warten müssen und hat es einfach gemacht. Die Blätter lagen vor ihm, die Stifte ebenfalls, also ging es leicht von der Hand, denn vorher war kein Gedanke daran verschwendet worden. Nach einigen Stunden wurde er abgeholt, er war noch ganz entrückt. „Was ist passiert?“ „Ach, eigentlich nichts. Ich hatte auf dich gewartet und es dauerte länger als erwartet. Da habe ich unerwartet angefangen zu schreiben und es kam einfach aus mir heraus, als würde die Nase bluten oder so. Und jetzt habe ich ein ganzes Buch fertig.“ „Liest du es mir vor?“ „Irgendwann mal, vielleicht. Jetzt noch nicht, es muss noch reifen.“

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warum er im Bett nicht mehr liest

Hätte jemand ihn früher gefragt, was er so in Zeiten vor dem Einschlafen mache, hätte Herr Nipp geantwortet, dass er liest, ja, liest, bis er vor Ermüdung nicht mehr kann. Das hat sich geändert, jetzt liegt er vielleicht noch einige Minuten im Bett und liest nicht, bevor er einschläft, mehrfach war es ihm passiert, dass er vergessen hatte, die Brille abzusetzen und das sah am nächsten Morgen dann gar nicht so lustig aus.

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