Du sagst mir, ich dir

Er kann sich noch so zurückziehen wollen, offenbar wird Herr Nipp wieder und wieder entdeckt. Irgendwann hatte ihm eine Bekannte mitgeteilt, er könne gut zuhören, genau deswegen unterhalte sie sich so gerne mit ihm. Und er hatte gedacht, ganz unausgesprochen natürlich, dass sie wohl gerne monologisiere und genau wisse, dass er normalerweise einfach nichts sagte. Das konnte stundenlang so gehen. Ja, als guter Zuhörer ist er auf jeden Fall bekannt, nicht so sehr als großer Gesprächspartner, der viel von sich gibt. Einfache, prägnante, aber gut durchdachte Sätze sind eher seins. „Lass die anderen sich nach und nach verhaspeln und sich selbst widersprechen“, hatte damals sein Lieblingsonkel gesagt. „Mach den Sack mit einer präzisen Aussage zu. Jeder wird in der Rückschau an dich als denjenigen denken, der als überlegt und geradlinig, als eloquent und konsequent daherkommt.“ Und jetzt steht da dieses wundervolle Wesen vor ihm, blickt ihm ganz gerade in die Augen: „Mit dieser Masche kommst du bei mir nicht durch. Ich brauche keinen Schweiger, sondern einen Spiegel.“

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