Wenn er abends in seinem Wohnzimmer sitzt, die Flamme im Kaminofen lodert und sie verzehrt mit der Zeit einige Stücke Holz, hat er manchmal ein Buch zur Hand genommen. Er liest in aller Ruhe, hat vielleicht eine Schallplatte aufgelegt, die diese Entspanntheit unterstützen soll. Goldfrapp ist s0 eine Band, die er manchmal gerne hört, diese eine Platte vom Ende der 90er Jahre, denkt er. Oder Aurora oder Cigarettes after Sex oder der geniale Peter Piek, den er vor einiger Zeit kennenlernen durfte. Die Klänge schrauben sich ins Hirn. Die Wörter und Sätze fliegen an ihm vorbei, die Seiten werden geblättert. Manchmal liest er auch eine Seite zwei mal, vielleicht weil er nicht so konzentriert war, vielleicht auch weil sie ihm so gut gefallen hat. Und irgendwann hat sich eine Müdigkeit gebildet, die ihn darauf verzichten lässt, die Platte noch einmal herumzudrehen, denn das muss er tatsächlich händisch machen. Sein Plattenspieler ist kein Vollautomat, eigentlich nur eine Holzplatte mit dauerhaft laufendem Motor und dem Tonabnehmer, der vorsichtig in die richtige Stellung gebracht werden muss. Für ihn hat diese Art des Musikhörens durchaus etwas Zeremonielles. Das mag natürlich niemand verstehen, der erwartet, dass CDs dauerhauft laufen, dass die Streamingdienste dich pausenlos mit Musik befeuern. Dann drückt er den Ausschalter, der ein klickendes Geräusch macht, am linken Rand der schwarzen Holzplatte und der Motor stellt seine Tätigkeit ein, lässt den Teller auslaufen. Der Verstärker endet ganz leise, etwas knistert es dann manchmal. Herr Nipp legt das Buch auf den Stapel mit weiteren ungelesenen Exemplaren und ist ganz zu frieden. Das Glas wird noch schnell weggeräumt, nicht immer, aber meistens, und dann macht er sich bettfein. Wenn alles gut gelaufen ist und keine Telefonate oder Besuche dazwischen gekommen sind, dann schläft er ganz schnell ein. Aber seien wir ehrlich, das hört sich ja alles ganz gut an, solche Tage erträgt er vielleicht einmal die Woche, wohler fühlt er sich, wenn seine Freunde, seine Familie da sind, wenn sie diskutieren und alles rummelig ist. Und manchmal tanzen sie sogar in seinem Wohnzimmer zu den Klängen von Maxisingles aus den achtziger Jahren. Und das macht ihn wirklich glücklich.
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