Kollegialität

Immer wird, denkt Herr Nipp, dieses große Wort der Kollegialität hochgehalten und selten war es so eine leere Worthülse wie jetzt. Da ist vielleicht ein Kollege schwer krank gewesen oder immer noch krank, dass es dann auch Nachsorge gibt, damit dieser Mann oder diese Frau wieder gesund wird, sollte für jeden klar sein. Das sollte vor allem klar sein, wenn jeder Einzelne weiß, dass es auch sie oder ihn selbst irgendwann betreffen kann. Wer also rekonvaleszent ist oder sich auf dem Weg der Rekonvalenszenz befindet sollte geschont werden. Niemand würde heute noch einer Frau einen Vorwurf machen, wenn sie wegen Komplikationen in der Schwangerschaft für Wochen oder Monate ausfällt. Niemand macht sich (anscheinend) auch nur ansatzweise Gedanken darüber, wenn die lieben Kinder bei der Mutter Anlass sind zu fehlen. Schlimm aber wird es dann, wenn ein Mann krank ist oder immer wieder zur Nachsorge zum Arzt oder ins Krankenhaus muss, oder noch schlimmer, wenn er als Vater sich um seine kranken Kinder kümmert, meist fällt er für ein bis drei Tage aus. Da gibt es plötzlich Mitglieder des Kollegiums, die ihm fehlenden Arbeitsethos vorwerfen? Herr Nipp ist mehr als entsetzt und fragt sich, wie schnell er reich werden könnte, wenn jede und jeder seiner Mitarbeitenden (wenn sie oder er denn wirklich mit arbeitet) ihm einen Euro für das Phrasenschwein geben würde.

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