Aquarium

Bei anderen Menschen läuft täglich stundenlang die Flimmerkiste, laufen die Rechner mit ihren Egoshooterspielen ununterbrochen, doch bei ihm flimmert das Becken mit den Fischen und Garnelen. Wenn Herr Nipp am Schreibtisch einmal keine Lust mehr auf Buchstabenkolonnen und Zeichenreihen hat, wenn er erkennt, dass Sysiphos ihn mal wieder hereingelegt und ihm die große Steinkugel übergeben hat, dann schaut er einfach nach rechts in den kleinen grünen Unterwasserdschungel. Entspannung pur für seine lädierten Augen. Er sieht sich nicht als Unterwasserlandschaftsgestalter, hier leben die Tiere und Pflanzen ganz einfach, ohne Heizung und mit einem kleinen Filter. Alles wuchert irgendwie vor sich hin und manchmal nur entnimmt er etwas. Einige rote Blätter etwa oder etwas Moos, das wirklich prächtig gedeiht. Das Wasser wird nicht weggeschüttet, sondern als Gießwasser für das restliche Gestrüpp verwendet, das bei ihm in den diversen Ecken haust. Kaffeebäumchen, einige Avocados, eine Pampelmuse wahrscheinlich, es könnte sich allerdings auch um eine Zitrone oder Mandarine handeln, das kann er gar nicht bestimmen, ein Alpenveilchen und eine Pfannkuchenpflanze, die ihm kürzlich ein guter Freund geschenkt hat. Ähnlich wie der Garten im Sommer, machen all die Pflanzen doch mehr das, was sie möchten und das Aquariumwasser scheint ihnen dabei ganz gut zu tun. Die vier Fische lassen sich nur blicken, wenn es Futter gibt, ansonsten sind sie recht heimliche Gesellen. Kürzlich hat ihnen eine Freundin die Namen Justus, Jannik und Janina gegeben, warum weiß Herr Nipp auch nicht so genau, aber sie findet es lustig. Ja, sie hat richtig gelacht dabei. Und wer diese Frau kennt, der weiß, was echte Freude ist. Nein, der vierte Fisch ist weiterhin namenlos. Einige Fische brauchen einfach keinen Namen, hatte sie gesagt. Spannender als die Fische sind allerdings die Garnelen, die sich in allen Ecken tummeln. Übrigens ebenfalls namenlos. Die hat er auch von der Freundin, welche einen großen Überschuss dieser Tiere hatte. Die können sogar auf dem Rücken schwimmen, wenn es um das Futter geht. Beeindruckend.

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