Sitzen und reden

In einem kleinen Kreis haben sie sich angeordnet. Sie wollen miteinander sprechen, die wichtigen Probleme des Schreibens erörtern. Diese Gruppe angehender Autoren beschäftigt sich mit einer Inbrunst, das hält man kaum für möglich. Ernsthaft lesen sie gerade einen Text eines anderen Autoren, der dadurch auffällt, dass eine besondere Form des Dialogs verwendet wurde. In einer Art der Verschleppung reagieren die Figuren hier erst sehr verspätet auf die Inhalte der Aussagen und Fragen der jeweils anderen Figur. Das Gespräch läuft so ganz seltsam aneinander vorbei. Und die Nachwuchsautoren sind mehr als verwundert, dass sie so gebannt hiervon sind. “Man könnte doch auch einfach ein Gespräch aufnehmen und es dann verschriftlichen. Wäre das nicht die einfachste Methode, einen Dialog zu schreieben?“ “Vielleicht solltest du mal in eine Kneipe gehen.“ „Ich bin häufig in Kneipen unterwegs.“ „Oh nein, wie langweilig es doch ist, Leuten in der Kneipe zuzuhören, die reden oftmals vier fünf Stunden lang und irgendwie umkreisen sie die Themen mit ständigen Redundanzen.“ „Wie bitte?“, meint ein vierter Teilnehmer. “Die wiederholen sich ständig nach einer gewissen Zeit.“ „Dann gibt es die angehenden Liebespaare, da redet sie die ganze Zeit, er sagt höchstens Oh oder Ja oder etwas anderes Zustimmendes; sie ist am Ende der Meinung, dass das Gespräch doch sehr interessant war und er fragt, ob er sie noch nach Hause bringen soll.“ „Stimmt.“ „Seht ihr, genau an dieser Stelle wäre das geschriebene Gespräch beendet.“ „Wie langweilig.“

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