Sichtungen

Als aufmerksamer Beobachter der Natur kann jeder überall Pflanzen, Tiere und Pilze, aber auch Flechten, die eine Symbiose aus Pilzen und Algen darstellen, entdecken. Überall gibt es kleine und große Lebensräume, die wirklich spannend sind. Selbst die Brachflächen in Großstädten haben oft mehr an Leben zu bieten , als ein Unbedarfter es beim ersten Blick erwarten könnte. Manchmal finden sich dort sogar Arten, die anderswo ausgestorben sind, einfach weil es sonst nirgends so mageren Boden gibt. Überall wird gedüngt. Viel zu viel. Ein Freund von Herrn Nipp etwa hat sich auf Flechten spezialisiert und nimmt überallhin seine Tütchen und Röhrchen mit. Auf denen werden dann akribisch Fundort, Datum und vermutete Art eingetragen. Zu Hause wird er die genaue Art dann mit wissenschaftlichen Kriterien bestimmen, mit Bestimmungsbüchern und Mikroskop und alles in ein bundesweites Erfassungssystem eintragen. So erhält die Wissenschaft nach und nach eine recht genaues Übersicht von den Vorkommen und Veränderungen über die Jahre hinweg. Tatsächlich gibt es viele Menschen, die sich an solchen Systemen beteiligen und Vögel, Vogelwanderungen, Schmetterlinge und andere Insekten zu Stichtagen zählen und in solche Register eintragen. Erschreckend daran ist, dass die Populationen allgemein im Rückgang begriffen sind. Das Gute ist, dass so immer mehr Menschen sensibilisiert werden. Vielleicht werden sie ja auch dazu angeregt, weniger Dünger im eigenen Garten auszubringen, oder den Rasen zur Wiese wachsen zu lassen, um mehr Lebewesen einen Lebensraum zu schaffen. Es ist schon paradox, dass Eigenheimbesitzer zwar Behausungen für Bienen schaffen, aber vergessen, dass diese auch Blüten zum Leben gebrauchen. Und zwar keine prächtigen Züchtungen mit gefüllten Blüten, da finden Bienen nichts, sondern einfache, naturnahe. Manchmal hat dieser Freund auf seinen Streifzügen durch den eigenen Wohnort sehr aufregende Erscheinungsformen, Unterarten und Arten entdeckt, die bisher in dieser Gegend nicht gefunden wurden. wichtig ist das genaue hinschauen mit der Lupe. Das ist wie ein Schatzfund, sagte er einmal. Er hat sogar eine Art entdeckt, die vielleicht bisher noch nie beschrieben wurde, das wäre dann wohl ein Lottogewinn. Wer weiß.
Herr Nipp hat sich in diesen Tagen auf Insekten und Vögel fokussiert, nicht wissenschaftlich natürlich, das ist ihm zu anstrengend. Aber wenn er in der Natur seine Streifzüge macht, schaut er schon recht genau hin. Kleine Wesen mit Flügeln eben. In einem angehenden Industriegebiet etwa kam ihm ein Raubwürger unter und im Wald diesen Juli ein Schillerfalter. Ja, und die Frage, ob es wohl auch einen Goethefalter gibt, kam ihm auch.

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