blumennämlich

Jeder Leser dieser Seite weiß es, jede Leserin hat mir gesagt, dass es langsam etwas viel wird mit all den Geschichten aus dem Garten oder der Natur. All diesen Beschreibungen von Pflanzen‘ Tieren und Steinen. Und dann diese Pilzgeschichtchen im Herbst. Es geht dem Erzähler ehrlich gesagt genauso, aber der ist einfach zu einfach strukturiert, um mal eben so eine neue Figur zu erfinden. Sie müsste ja mit all ihren Besonderheiten, den Tücken und Macken, dem sozialen Umfeld und der Vorgeschichte mühsam konstruiert werden. Das könnte dann vielleicht ein Motorradfahrer sein, dessen Erlebnisse auf dem Bock seines Zweirads weitläufig thematisiert wurden. Vielleicht handelte es sich auch um den Lastwagenfahrer, der gerade jetzt mal wieder ein Heidenspaß (Vorsicht Falle: laut einiger Neusprachler steht das Wort Heide auf der Liste der verbotenen Wörter, übrigens wie das durch den Diminutiv -ling abwertende Wort Häuptling. Nein, ich verbeiße mir hier jede Bissigkeit.) daran hat, die Autobahn durch ein quälend langes Überholmanöver über Zahn Kilometer Lange zu blockieren. Er könnte sich vielleicht auch mit jener Frau befassen, die sich dazu entschieden hat, ihren Mann als Hausmann daheim zu lassen, um selbst Karriere zunächst in der Wirtschaft, dann in der Politik zu machen. Ein wirkliches Themenfeld, das zu eruieren wäre. Stellen wir uns einfach vor, was sie alles zu erzählen hätte von ihren Geschäftsreisen und den Anmachversuchen der erbärmlichen Kollegen und den parteipolitischen Tiefschlägen bei internen Sitzungen. Vielleicht könnte Herr Nipp auch durch einen durchschnittlichen Lehrer ersetzt werden, der jeden Tag brav über seinen Heften sitzt, um zu korrigieren und zu benoten. Der sich ùber Eltern ärgert und darüber, dass er eben keine Karriere macht, weil er sich der falschen Seilschaft angeschlossen hatte. Alle die Möglichkeiten von anderen Figuren aus der Literaturgeschichte und dem wahren Leben. Zahnärztin, Bibliothekarin, Wirtin, Künstlerin, Pilot, Schriftsteller, Ingenieur, Maurer und Architektin, Musiker und Musikerin, Referent, Architektin, Grundschullehrerin, Designer, Trockenbauer, Sekretärin, Chirurgin, Physiotherapeut, Apothekerin und jede Menge an Studenten aller Fachrichtungen. Mannigfaltig wären die Möglichkeiten. Aber er bleibt bei seinem Herrn Nipp, alle anderen wären ihm zu real. Und in gerade diesem Moment denkt unser Alltagsheld über Blumennamen wie „Jelängerjelieber“, „Vergissmeinnicht“und „Gedenkemein“, wie „Löwenzahn“, „Knoblauchsrauke“ und „Nelkenwurz“nach und muss erfreut feststellen, dass diese zwischen Poesie und klarer Sachbeschreibung irrlichtern. Genau wie er selbst.

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