Torte

Alle paar Monate einmal schneit er herein. Schreibt kurz vorher, er habe Zeit, ob auch Herr Nipp sich vorstellen könne, den Tagesablauf oder seine Planung kurz zu unterbrechen. Natürlich weiß dieser, dass es niemals ein kurzer Besuch war, dass es immer einige Stunden sind. Aber jedes Mal schmeißt er alles um, richtet sich nach diesem alten Freund, einfach weil er sich freut, dass dieser mal wieder Zeit hat in seiner Welt der kommissarischen Akte. Die Gespräche sind anstrengend, aber nicht angestrengt. Die Themen werden hart und ehrlich besprochen. Herr Nipp weiß nie, welche Funktion er selber dabei eigentlich hat, aber der Freund möchte klare Worte hören, ohne Geschwurbel und Beschönigung. Vielleicht hilft dem Gegenüber dies bei seiner Sicht auf die Dinge. Meistens trinken sie dabei einen oder zwei Kaffee (oder heißt es Kaffees oder Kaffanten?) und essen ein Stück Kuchen. Dieses Mal hat Herr Nipp Sahnetorte besorgt, um genau zu sein Käsesahne. Das erinnert ihn immer an die Geburtstagsfeiern und besonderen Festtage bei seine Oma. Da gab es immer die drei Standardtorten. Hanchen Jansen, Käsesahne und Schwarzwälder Kirsch. Lecker, da musste man sich beeilen, wenn man von allen etwas mithaben wollte. Herr Nipp als Junge war schnell im Essen. Sandwichkinder wissen, warum. Auch an diesem Nachmittag hat er als Erster seine Portion vertilgt, schnell wohl, aber mit viel Genuss. Sein Gegenüber schaut ihn an und grinst. „Das mag ich unter anderem an dir. Du verstellst dich nicht, da kann ich einfach ich sein.“

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