Kein Märchen

Vor Zeiten lebte in unserer Stadt ein Mann. Nie wieder würde er Märchen lesen, hatte er sich kurz nach der Pubertät einmal geschworen. Zu oft hatten sie ihm Dinge vorgegaukelt, die einfach zu schön gewesen wären, zu oft hatten sie ihn genarrt und belogen. Sie hatten ihm Flausen in den Kopf gesetzt und immer immer wieder tief enttäuscht. Letztlich hatte er sich daran nicht gehalten, hatte erst zu spät gemerkt, dass die heutigen Autoren in der Lage sind, und das recht professionell, die Form des Märchen einerseits zu nutzen, andererseits aufzusprengen, um uns weitere Märchen zu erzählen oder aber die bereits altbekannten in ein neues Gewand zu kleiden, sodass er auf den ersten Blick nicht verstehen würde, dass die immer gleichen Grundmuster vorhanden sind. Und als er nach vielen vielen starb und dies endlich erkannt hatte, schlief er glücklich ein und wurde niemals mehr gesehen.

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