Samstag

Würde er nach Ritualen gefragt, fiele ihm das frühe Aufstehen ein, einen Kaffee zu trinken, etwas zu essen, nicht viel, denn nach der der langen Nacht zuvor hat er das Gefühl, es sei einfach besser, noch zu warten. Herr Nipp hat die heiße Tasse in den Händen und umschließt sie, blickt in den Garten. Reste des Nebels liegen dort vielleicht noch, auf jeden Fall sieht die Wiese feucht aus. Die Terrassentür ist längst geöffnet, um die kühle oder auch kalte Luft in den Raum zu lassen. Diese Zeit der absoluten Stille. Er wird sich zunächst die Ausgehklamotten überwerfen, wird über den Wochenmarkt vor der Gründerzeitkirche gehen, die von vielen etwas hochstaplerisch auch Dom genannt wird. Dort die anderen Frühaufsteher, leckeren Eier, das frische Gemüse und der Käse vom Biostand. Und natürlich wird er auch am Blumenstand vorbeikommen und wie immer nicht einfach so wieder gehen können. Im Frühling und Sommer wandert dann eine Blume in die Tasche oder eine Schale mit Gemüse für eines der Hochbeete. Im Herbst nimmt er auch einen Blumenstrauß, entweder für sich selbst oder zum Verschenken. Blumen gehören immer dazu, das zumindest ist klar. Was danach kommt, ist noch nicht klar, vielleicht wird im Garten gearbeitet oder es folgt eine Einladung zur Radtour; wer weiß, es könnte auch sein, dass er sich die Laufschuhe schnappt und bis zum nächstgelegenen See aufmacht. Auf halber Strecke kehrt er dann wohl um, das reicht, man will ja auch weiterhin die Freiheit haben, anderes zu tun. Außerdem fühlt er sich gerade an diesem Samstag nicht so fit.

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