Hausgang

Im Bett, kurz vor dem Einschlafen, hat er die besten Ideen, glaubt er. Leider ist er dann meist zu faul, sie aufzuschreiben und so vergisst Herr Nipp die meisten von diesen. Aber einige bleiben ihm immerhin doch erhalten und wenn er am nächsten Tag daran denkt und weiter daran spinnt, macht es erst richtig Spaß, sie auch wirklich auszuformulieren. So kann es passieren, dass der Plot für einen möglichen Roman, den er natürlich niemals schreiben wird, weil das eben viel zu lange dauert und so viel Geduld hat er ja bekanntlich nicht. Vielleicht könnte er eine Novelle verfassen, die nicht länger als 100 Seiten sein sollte, besser noch kürzer, aber das ist seine Sache nun auch wieder nicht. Vielleicht wäre es möglich, ein gewisses Personalschema zu nutzen, wie es etwa Theodor Storm gemacht hat. Da wusste der Leser sofort, was ihn erwartet, wenn eine Frau mit schwarzen Haaren auftrat oder ein Mann mit Uniform. Man weiß als Gewohnheitsleser auch, was Gottfried Keller meint, wenn er beschreibt, dass die Schuhe vor der Tür stehen. Aber egal, das alles will Herr Nipp gar nicht.

Er hat die Idee, ein Haus von Keller bis Dachboden und den dazu gehörenden Garten zum Protagonisten des Romans zu machen. Er stellt sich dabei vor, zur ersten Recherche sämtliche Gegenstände zu erfassen, die sich im Haus befinden und weitere Recherchen zu Herkunft und Geschichte zu machen, weiterhin zu allen Bewohnern und möglichst allen Besuchern, die sich je in dem Haus aufgehalten haben könnten und sei es der Schornsteinfegerpraktikant von vor sieben Jahren. So wird Herr nipp denn die nächsten Jahrzehnte genug zu tun haben. Ob es einen Antagonisten geben wird, ist noch nicht klar.

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