Selbst auf einer Messe zu sitzen und dort einen Stand zu haben, das ist wirklich interessant. Meist nicht so wegen der Besucher an sich, mit den wenigsten hat Herr Nipp so lange Gespräche gehabt, dass sich irgendetwas Nachhaltiges daraus ergab. Die zwei Mal, als er sein Buch vorgestellt hat, jedoch, hat er viele andere Klein- und Kleinstverlagsmenschen kennen gelernt, die Stände in der direkten Nachbarschaft hatten oder die man während der jeweils drei Tage besucht hat. Jeder (Mensch) von diesen gibt natürlich augenzwinkernd vor, das eigene Verlagshaus, das wahrscheinlich aus einem Teilbereich des Arbeitsbüros des bürgerlichen Berufes besteht, stehe im Mittelpunkt des Buchmarktes. Als käme niemand an diesen Veröffentlichungen vorbei. Dabei geben sie dann abends nach einigen zu viel getrunkenen Weinen oder bieren endlich zu, dass die Bücher in winzigen Auflagen erscheinen, die eigentlich kaum benennbar sind. Wenn dann doch einmal mehr als 100 Exemplare verkauft werden, dann heißt es schon Bestseller. Bei den meisten allerdings finden sich sogenannte Longseller; Bücher, die über Jahre hinweg vermarktet werden. Bei einem Stand fand Herr Nipp einen Roman, der in den 70ern erschienen ist und der immer noch nicht vergriffen ist (Wohlgemerkt die erste Auflage von 2000 Stück). Von den vielleicht 500 gedruckten Exemplaren werden rund 100 zu Werbezwecken herausgeblasen, 5 kommen den Zentralen Bibliotheken zu oder dem Mainzer Minipressenarchiv, so bleiben gerade mal knapp 400 Bücher, die irgendwie verkauft werden müssen. Und wenn das gelingt, dann wird eine zweite Auflage von wenigen hundert gedruckt und man spricht großspurig von einer 2.Auflage!!! Auf diese Weise krauten sich die Kleinen irgendwie durch. Aber – und das ist wirklich wichtig – es gibt sie. Neben den Giganten auf dem Markt, die sich alles an Stellfläche bei den großen Filialisten einverleiben, was geht, gibt es eben die Kleinen und Kleinsten, die Einmenschverlage, alles Idealisten, die ihre Vorstellung von guter Literatur behaupten und oft über Jahrzehnte weitertragen, manches Mal unter immensem Einsatz eigener finanzieller Mittel. Da gibt es Nonprofitverlage und Künstler-Pressen, von denen wird man nur hören oder lesen, wenn sie einen der begehrten Preise ergattern. Herr Nipp hat in dieser Zeit auf jeden Fall einen riesigen Respekt vor diesen Verrückten entwickelt, die zu 100 Prozent für ihre Sache einstehen. Schon allein dafür, solche Menschen, Frauen und Männer und viele Diverse, kennenzulernen, lohnt es sich, die kleinen Buchmessen und -börsen zu besuchen, die sich auch die kleinen Verlage leisten können. Ok, wenn das denn dann mal wieder irgendwann möglich sein sollte.
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