Eine Buchhändlerin hatte Herr Nipp kennengelernt, weil sie so unerwartet war. Damals hatte er tatsächlich ein Buch geschrieben, naja, nennen wir es lieber ein Büchlein, und herausgebracht und war der geradezu missionarischen Ansicht, das müssen unbedingt auch andere Menschen lesen. Etwas naiv ohne einen richtigen Verlag im Rücken, aber er glaubt aauch heute immer noch, dass es wichtig ist, das zu tun, was einem wichtig ist. Und wenn man man damit scheitert, weiß man wenigstens, dass der Versuch gemacht wurde. Hört sich vielleicht etwas einfach an, aber es ist so. Herr Nipp ist sehr erfolgreich im Scheitern an den eigenen Ideen, deshalb gibt er allerdings niemals auf. Einige seiner Gedankengänge wurden auch von anderen aufgegriffen, wesentlich erfolgreicher, vielleicht auch deshalb, weil sie an dieser oder eben jener Idee festgehalten haben und nicht nach den ersten Kleinerfolgen gedacht haben, so das ist abgehakt, jetzt muss ich mal was anderes machen. Nur wer die Dinge ganz groß aufzieht, mit Werbekampagnen natürlich, wird damit auch richtig Geld verdienen. Wenn das Geld jedoch nicht ganz so wichtig ist, dann geht es wohl mehr um die Frage, ob Ideen grundsätzlich wohl funktionieren könnten. So hatte er also mit Hilfe eines Indipendant-Verlages sein Buch mit Geschichtchen drucken lassen, in einer Auflage, die den großen Spielern ein leichtes oder besser gesagt überlegenes Lächeln ins Gesicht gezaubert hätte. Hätte. Denn niemand aus diesen Reihen würde jemals erfahren, dass dieses Buch überhaupt bedruckt worden ist. So zog er also mit zehn Büchern in der Tasche in die Kleinstadtmitte, um dort in der Kettenbuchhandlung zu fragen, ob es wohl möglich wäre, das Buch zu verkaufen. Erwarteter Filialleiter: Glatter Managertyp mit hellblauem Hemd und dunkelblauem Jackett sowie beiger Stoffhose. Natürlich schmierig nach hinten gegeelte Haare, vielleicht auch vom Barbier gepflegtem Bärtchen. Die Fachangestellte hatte ungeahnt freundlich reagiert und gesagt, sie würde eben der Geschäftsleitung Bescheid geben. Eine Minute später erschien eine freundlich lächelnde Frau, die ihm irgendwie bekannt vorkam, die er aber nicht zuordnen konnte. Alles war plötzlich so einfach. Klar könne das Buch verkauft werden, das sei überhaupt kein Problem, es gäbe da einen Tisch mit Lokalhelden. Sie machte wirklich und ehrlich den Anschein, das wäre ein große Freude für sie. Endlaich mal anderes, als immer die Bestseller zu verkaufen, die natürlich sehr wichtig sind. Sie wollte sogar ein Exemplar selber haben und lesen. Möglichst mit Signatur. Damit war vorher nun wirklich nicht zu rechnen gewesen.
Wie es genau kam, war ihm eigentlich gar nicht so klar, aber sie haben sich schneller angefreundet, als er jemals gedacht hätte. An der Freundschaft hat sich auch in dieser Coronazeit wenig geändert, abgesehen davon, dass die Frau inzwischen keine Buchhändlerin mehr ist, sondern einige Bibliotheken leitet. Die Leidenschaft für Bücher ist geblieben. Auch bei ihr kam mal abends das leidige Thema der Ladendiebstähle auf den Tisch. So hatte die Buchhandlungskette irgendwann einige Ladendetektive eingestellt. „In einer Pause saß der Detektiv bei mir im Büro und meinte, er habe da einen anderen Mann beobachtet, der schon seit anderthsalb Stunden im Laden sei und immer wieder die Abteilungen wechsle, ohne ein Buch gekauft zu haben, das sei doch höchst verdächtig, denn wer bleibe denn schon so lange in einem Buchladen, das sei doch völlig langweilig. Als ich ihn fragte, wie der denn aussehe und dieser Mann jenen Mann beschrieb, war mir sofort klar, das konnte nur der andere Detektiv sein, der manchmal hereinschaute. Einer der beiden hatte sich einfach nur in der Einsatzzeit vertan.“
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