Datingplattform

Das hat er noch niemals erzählt bekommen, aber immerhin, er hört es sich mal in aller Ruhe an. „Es mag ja mag entrückt klingen, aber ich nutze ein Kleinanzeigenportal als Datingplattform. Und das geht so: Zunächst stelle ich ein Möbelstück ein, das nachprüfbar zu teuer ist, also in diesem Möbelhaus mit den vier Buchstaben für 10 oder 15 Euro weniger verkauft wird. Neu natürlich, was ich dagegen gebraucht verkaufen möchte. Eigentlich will ich das natürlich nicht, es ist aber inzwischen so ein kleiner Tick geworden. Normalerweise regen sich einige Nutzer darüber maßlos auf, das sei doch ein Frechheit. Aber einzelne bleiben auch ganz freundlich. Da war zum Beispiel letztens eine Sabrina, sie mag auch Sabine oder Silene geheißen haben, der Name tut ja hier auch nichts zur Sache. Die schrieb mir ganz nett und freundlich, das Regal sie viel zu teuer und sie rechnete mir das anhand des online-Katalogs präzise auf den Cent aus. Mein Preis liegt 15 euro darüber. Na gut, dafür hat das Möbelstück ja auch eine Geschichte und meine Aufbauleistung habe ich schließlich eingepreist. Das ist doch nur fair, finde ich, dass meine Mühe mit bezahlt wird. Aber darum geht es eigentlich ja gar nicht. Sie fragte ganz vorsichtig, ob mein Preis wirklich eine Verhandlungsbasis sei oder er einfach nur fiktiv sei. Ich habe darauf natürlich sehr freundlich geantwortet und letztlich gesagt, dass ich den Preis für fair halte. Die Frau hat daraufhin wieder geschrieben und mich für meinen sehr freundlichen Schreibstil gelobt. Sie würde mir sogar gerne positive Bewertungspunkte geben, weil sie sich so gefreut habe. Im Laufe des weiteren Gespräches, das sich natürlich online per Tastatur abspielte, haben wir uns dann gut kennengelernt und plötzlich bekamen die Wörter eine andere Bedeutung. Was zum Beipiel sollte ich darunter verstehen, wenn sie von meiner „Schmerzgrenze“ beim Preis sprach? Oder wenn sie flirtend unseren „harten Kampf“ bei der Verhandlung erwähnte? Inzwischen haben wir zwar diese Unterhaltung abgebrochen, weil mir ihre Vorstellungen mit Begriffen wie „unterlegen“ und „unterwürfigst“ zu weit gingen, aber seitdem nutze ich ich die Handelsplattform eben als Datingportal und du glaubst nicht, wieviele einsame Menschen das auch machen. Ich hatte schon so nette Bekanntschaften seitdem.“ Zunächst hält Herr Nipp dies noch für völlig unglaubwürdig, bis ihm die Chats gezeigt werden. Da weiß er plötzlich, wo die Zukunft des Datings liegt.

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